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Streit ohne Gewalt

Ein Streitschlichter der Berliner Heinrich-von-Stephan-Schule über seinen Friedensjob: Vertrag statt Strafe

„Unser Ziel ist es, Streit aus der Welt zu schaffen. Gemeinsam mit den Streithähnen. Aber ohne Gewalt. Und vor allem: Ohne die Lehrer. ‚Keiner ist mehr Wert als der andere. Alle werden gleich behandelt.‘ Das sind die Prinzipien, die ich als Streitschlichter der Heinrich-von-Stephan-Oberschule mit zu überwachen helfe. Ich bin 16 und habe ein halbes Jahr lang Friedensengel studiert.

In den Pausen sitze ich in unserem Gerichtszimmer – einem Streitschlichterraum. Dort warte ich mit einem Kollegen. Wenn zwei Leute ein Problem haben, lassen wir uns erst mal erklären, worum es geht und ob sie freiwillig da sind. Dann erklären wir die Streitregeln – ein geregelter Ablauf ist wichtig. Bei Nichteinhaltung brechen wir sofort ab.

Lehrer sind bei unseren Gesprächen nicht dabei. Dann können alle frei sprechen. Ohne Angst vor Strafen. Jeder Streitschlichter ist für eine Person zuständig. Wir fragen, was eigentlich passiert ist. Dann spiegeln wir das Gehörte in eigenen Worten – das heißt: Wir geben es wieder, um sicher zu sein, das wir alles richtig verstanden haben. Wir arbeiten nach der Eisberg-Methode: Wir versuchen zu sehen, was los ist – und wir wollen herausfinden, was die Streitenden fühlen. Zum Beispiel, indem wir auf die Mimik und Gestik achten. Das braucht Zeit – wenn nötig, bis in die nächste Stunde hinein.

Zum Schluss versuchen wir, gemeinsam eine Lösung zu finden. Manchmal wird sogar ein Vertrag geschlossen. Wenn das Gespräch nichts bringt, kann man nur einen Tipp geben: Dass sich die Unversöhnlichen aus dem Weg gehen.“ TURGUT TEICH

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