: Doppelzahlung war Buchungsfehler
Buchungsstelle der Landespolizei gibt Fehler zu. Dem neuen Polizeipräsidenten Glietsch wurde versehentlich doppeltes Gehalt gezahlt. Innensenator: Vertrauensverhältnis ungestört. CDU spricht von angeblicher interner Kritik an Glietsch
Innensenator Ehrhart Körting (SPD) wird gegen Polizeipräsident Dieter Glietsch kein Disziplinarverfahren einleiten. Er hat aber eine unverzügliche Prüfung des Vorgangs angeordnet, der dazu führte, dass Glietsch eineinhalb Monate lang doppeltes Gehalt bekam. „Das Vertrauensverhältnis zwischen dem Polizeipräsidenten und mir“, so Körting, sei von dem Vorgang jedoch „in keinster Weise berührt“.
Wie berichtet, wurde Glietsch anonym bezichtigt, 9.000 Euro zu viel bekommen zu haben, den Fehler aber nicht von sich aus angezeigt zu haben. „Es war unser Fehler“, erklärte gestern der für die Buchungstelle zuständige Leiter des Berliner Landespolizeiverwaltungsamtes (LPVA), Andreas Walther, der taz. Glietsch war Mitte Mai von der Polizei Nordrhein-Westfalen an die Spree gewechselt. Wie bei solchen Wechseln üblich, hatte NRW das Gehalt bis einschließlich Juni weitergezahlt. An sich hätte das LPVA die überzähligen 9.499 Euro alsbald begleichen müssen. Statt dem Konto der Landeskasse NRW habe die zuständige Sachbearbeiterin Glietschs Privatkonto in Köln als Empfänger angegeben. Dieser Missgriff, so Walther, sei der Sachbearbeiterin erst vorige Woche aufgefallen, als NRW nach dem Verbleib des Geldes fragte. Glietsch habe von der Überzahlung nichts gewusst, da er keine Notiz von seinen Kontoauszügen genommen habe, die an die Kölner Anschrift seiner Familie gerichtet seien. Nachdem Glietschs Bank den Eingang der Überzahlung inzwischen bestätigt habe, sei der Vorgang aufgeklärt. Die Summe werde Glietsch, wie in solchen Fällen üblich, vom nächsten Gehalt abgezogen.
Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Eberhard Schönberg, erteilte Glietsch gestern den Rat, den Sachverhalt „akkurat“ aufklären zu lassen. Wenn der leiseste Verdacht hängen bleibe, werde sich das rächen.
Für Unruhe in der Polizei sorgte gestern auch der innenpolitische Sprecher der CDU, Frank Henkel. Der hatte in einer Presseerklärung behauptet, Glietsch sei am Dienstag bei der großen Polizeiführungsrunde von Amts- und Direktionsleitern wegen „seines autokratischen und geheimbündlerischen Führungsstils“ massiv kritisiert worden. Gernot Piestert, Chef der Schutzpolizei, bezeichnete die Erklärung als „bodenlose Übertreibung“. Richtig sei, dass es eine „konstruktive Aussprache“ über die Vorgehensweise der Projektgruppe gegeben habe, die zurzeit eine neue Organisations- und Führungsstruktur erarbeitet. Dass von dieser Besprechung etwas nach außen gedrungen sei, so Piestert, „ist eine schamlose Sauerei“. PLUTONIA PLARRE
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