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Zehn dürfen nach Kourou

„Raumfahrt zum Wohle der Menschheit“: Die Ariane-Städte haben für ausgewählte SchülerInnen ein attraktives Programm gemacht: Sie dürfen zu den Raumfahrt-Standorten Kourou und Tourin fahren

Großes Angebot, kleines Interesse: Warum wollten nur 20 mitfliegen?

Zehn Bremer SchülerInnen haben Glück gehabt: Sie dürfen im Dezember eine Woche lang ins Ariane-Zentrum nach Kourou fliegen. Eingeladen sind sie von „CVA“, das ist die „Communautée des Villes Ariane“, also der Verband der Ariane-Städte. Mit auf demTrip sind je zehn OberschülerInnen aus Turin und Frankreich.

Etwas über „Raumfahrt zum Wohle der Menschheit“ sollen die Jugendlichen da vor Ort lernen und sich mit „sozialen, kulturellen, wirtschaftlichen und philosophischen Aspekten der Raumfahrt“ befassen. Was sie sich darunter vorstellen sollen, wissen sie nicht genau, das war auch nicht entscheidend.

Entscheidend war offenbar ein Tip und der Mut, sich einfach umgehend für die weite Reise zu melden. Birte Köke aus dem 12. Jahrgang des Gymnasiums Obervieland ist im Leistungskurs Physik, da hat der Physik-Lehrer auch über die Chance der Weltreise zum Ariane-Startzentrum berichtet. Aber das scheint die Ausnahme gewesen zu sein. Birte Köke zum Beispiel hat es ihrer Freundin Alena Küntzel erzählt, und die war gerade ein Jahr als Austausschülerin in Brasilien und hatte daher den Mut, sich kurzerhand auch anzumelden. Sie interessiert mehr der „soziologische“ Aspekt der Weltraum-Problematik, sagt sie. In einem Aufsatz hat sie gelesen, dass für Weltraum-Forschung mehr Geld ausgegeben wird als für manches überlebenswichtige irdische Thema, etwa die Meeresforschung. Und darüber will sie mit den Weltraum-Begeisterten in Kourou reden. Und sich natürlich die „beeindruckende Technik“ der Raketenstarts zeigen lassen. Und internationale Kontakte knüpfen, SchülerInnen aus Frankreich und Italien kennenlernen.

Einen richtigen Ariane-Start werden die SchülerInnen in Kourou nicht mitbekommen. Wenn ein Start bevorsteht, darf kein Fremder ins Raketenzentrum, hat man ihnen erklärt – aus Sicherheitsgründen. Und die 300 Euro Kostenbeteiligung? „Die wollte ich selber bezahlen“, sagt die Schülerin Alena. Sie jobbt im Shop der Van Gogh-Ausstellung.

Vom Gymnasium Obervieland sind gleich vier auf die Liste der Bremer Zehn gekommen, darauf ist Schulleiter Hartmut Böhme besonders stolz. Insgesamt gab es nur ganze 20 Bewerbungen. Ein Schüler vom Schulzentrum Alwin-Lonke-Straße wollte mit. Vom Schulzentrum Utbremen können zwei mit, vom Kippenberg zwei, vom Hermann-Böse-Gymnasium einer. Offenbar wurde die Kunde von der großen Chance, die per Brief an alle Schulleitungen gegangen war, nicht so richtig an die SchülerInnen weiter gegeben.

Glück auch für Maike Joester vom 11. Jahrgang am Kippenberg. Sie ist in der Kunst-Klasse am Kippenberg, Physik sei „nicht wirklich“ ihr Interessenschwerpunkt, gesteht sie. Immerhin hat sie eine zwei. Der Französisch-Lehrer hat von der Fahrt nach Kourou erzählt, und für Raumfahrt interessiert sie sich schon deshalb, weil die Nachbarin bei EADS arbeitet und sie zum „Girls Day“ mitnahm.

Die Teilnehmer an der Südamerika-Reise „müssen“ übrigens auch im Frühjahr 2003 an einer Fahrt nach Turin teilnehmen, heißt es in der Ausschreibung. Im September 2003 kommen dann die französischen und italienischen Teilnehmer an den Raumfahrtstandort Bremen.

K.W.

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