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Die Energieagentur Nordrhein-Westfalen hilft, mit Klimaschutz Geld zu verdienen

von MARKUS MÜNCH

Nirgendwo in Nordrhein-Westfalen scheint die Sonne so intensiv wie zwischen Mönchengladbach und Aachen. Warmes Wasser und Strom für das eigene Haus „selbst“ zu produzieren, lohnt sich in der Kölner Bucht fast immer – wie an all den Orten, die auf der Sonnenscheinkarte von NRW rot bis gelb eingefärbt sind.

Aber auch in den blassgelben bis grünen Regionen der Karte sind die „Solarchecker“ der Energieagentur NRW unterwegs. Die fünfhundert Missionare in Sachen Solarenergie sind zertifizierte Handwerksmeister, die auf Wunsch und für 25 Euro „checken“, ob das Eigenheim auch als Sonnenkraftwerk taugt. Im Idealfall springt für sie der entsprechende Auftrag heraus – so wird die Wirtschaft angekurbelt, die Natur geschützt, der Hausbesitzer entlastet. „Wir wollen, dass man mit Klimaschutz Geld verdient“, erklärt Pressesprecher Joachim Frielingsdorf das Credo der Wuppertaler Einrichtung, deren Engagement nun mit dem Europäischen Solarpreis ausgezeichnet wird.

Frielingsdorf und seine Kollegen sorgen dafür, dass Hausbesitzer wissen, wie sie an einen Solarchecker herankommen. Dass so eine Solaranlage nicht nur etwas für Ökofreaks ist, brauchen sie nach zwölf Jahren niemandem mehr zu erklären. „Die Leute fragen an der Hotline schon gar nicht mehr, ob sich das lohnt. Die wollen nur wissen, wie es geht und ob man Förderung bekommen kann.“

Ähnliche Einrichtungen gibt es auf verschiedenen Ebenen: Die OECD betreibt eine Energieagentur, auch die EU und der Bund, ebenso wie fast alle anderen Bundesländer. Oft sichern private Unternehmen die Finanzierung, nicht selten Energiekonzerne. Katrin Evers von der Deutschen Energieagentur (Dena) sieht das unkritisch: „Man muss die Akteure mit ins Boot nehmen.“ Im Bergischen Land setzt man dagegen auf strikte Neutralität. Erst bei der Umsetzung der neutralen Empfehlungen kommt die Privatwirtschaft ins Spiel. „Wir wollen nicht selbst eingreifen, sondern den Markt in jeder Hinsicht stimulieren“, sagt Frielingsdorf.

Dafür ist das PR-Team ständig unterwegs: 37 Messen standen im vorigen Jahr auf der Agenda. Zusätzlich reist der Energiebus, der mit seinem knallbunten Anstrich jedes Wahlkampfmobil blass aussehen ließe, auch in die kleinsten Städte NRWs. Was die Energieberater nicht selbst schaffen, lassen sie machen: Achthundert Seminare gibt es jährlich mit dem Unterrichtsmaterial der Agentur – vom Thema „Niedrigenergiehaus“ bis hin zum Einsatz sparsamer Heizungsventile in Behörden. In Schulen wendet sich die Energieagentur über Projektwochen und Unterrichtsmaterial an die Energienutzer von morgen.

Ihre Konzepte entwickelt die Energieagentur meist nicht im eigenen Haus, manche kommen aber ganz aus der Nähe. Nur fünf Schwebebahnstationen entfernt liegt das Wuppertal Institut (WI), neben Universitäten, Fachhochschulen und anderen Forschungseinrichtungen einer der Know-how-Lieferanten. „Wir entwickeln die Konzepte, die Energieagentur vermittelt sie“, erklärt WI-Energieforscherin Kora Kristof.

Nicht nur Energiesparmodelle, auch sich selbst präsentiert die Agentur gerne, und zwar mit der ausdrücklichen Bitte um Nachahmung. In der Slowakei und Weißrussland gibt es schon Agenturen nach dem NRW-Modell. PR-Mann Frielingsdorf hofft schon auf die nächsten Nachahmer – gerade schaut sich eine Delegation aus Peking in Wuppertal um.

MARKUS MÜNCH, 28, lebt als freier Journalist in Berlin

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