: New York Europas
Berlin eine Stadt der Extreme. Doch wen interessiert das?
Wenn ich ein Buch über Berlin heute schreiben sollte, dann hätte es den Titel „New York von Europa“. Ich sehe nämlich die amerikanische Weltmetropole als die Weltkulturhauptstadt der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ich bin sicher, dass Berlin diese Hauptstadt für das neue Jahrhundert werden kann. Nicht nur weil es ein ähnlicher Einwanderungskessel ist, sondern auch die toleranteste Großstadt der Welt. Eine Stadt, in der alle Extreme – in der Kunst, Kultur, Philosophie oder Lebensart – eine Versöhnung finden können und nebeneinander existieren.
Leider wird in meinem Land jede Auslandsreise heutzutage – wie vor mehr als 100 Jahren – immer noch als eine Möglichkeit für Gastarbeit verstanden. Auf Bulgarisch – eigentlich aus dem Türkischen geklaut – wird diese Reise/Arbeit „Gurbet“ genannt. Bei „Gurbet“ ist es nicht so wichtig, welche Erfahrung du gemacht hast, wen du kennen gelernt hast, sondern was du nach Hause mitbringst. Deshalb habe ich Angst, dass weder meine Begeisterung für das hoch interessante Theaterleben oder die beeindruckend lebendige Literaturszene die Neugier meiner Redakteure wecken könnte. Die wenigen Sujets, die ich vielleicht fast ohne Probleme verkaufen könnte, wären die Story über die Bekehrung von Wim Wenders zum evangelischen Glauben, eine Reihe von neuen Schröder-Witzen und eventuell eine Reportage über die Rotkäppchen-Gedenkstätte im brandenburgischen Wald. Das ist menschlich und international, nicht wahr?
Alexander Donev, Filmjournalist und -kritiker, Sofia
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