piwik no script img

Irak wird kontrolliert

UN-Inspektoren eingetroffen. IAEA-Chef Baradei warnt vor Behinderung. „Rotes Telefon“ eingerichtet. Ort der ersten Inspektionen noch geheim

BAGDAD afp/ap ■ Mit der Ankunft von 18 Waffenkontrolleuren in Bagdad hat gestern die entscheidende Phase zur Umsetzung der UN-Entwaffungsresolution begonnen. Die Experten für atomare, biologische und chemische Waffen reisten von Zypern an. Dem Team gehören sechs Spezialisten der Internationalen Atomenergiegbehörde (IAEA) in Wien an. Die übrigen zwölf Waffenkontrolleure wurden von UN-Chefinspektor Hans Blix ausgewählt. Die Kontrolleure wollen am Mittwoch mit den Inspektionen beginnen, bis zum 8. Dezember muss Irak der UNO eine komplette Liste seiner Rüstungsprogramme vorlegen.

Vor seiner Abreise rief IAEA-Chef Mohammed El Baradei die irakische Regierung zur Zusammenarbeit mit den Inspektoren auf, um einen Krieg zu verhindern. Ein direkte Verbindung über ein „Rotes Telefon“ zwischen der UN-Mission in Bagdad und der irakischen Regierung solle Behinderungen und Missverständnissen während der Inspektionen vorbeugen.

Die Rüstungskontrollen seien ein „Ersatz und kein Vorspiel für einen Krieg“, sagte Baradei nach einem Gespräch mit dem ägyptischen Präsidenten Mubarak in Kairo. Sollte Irak nicht kooperieren, sei die Anwendung von Gewalt wahrscheinlich.

Die Inspektionen sollten an einem geheimen Ort beginnen, sagte eine IAEA-Sprecherin auf Zypern. „Unangekündigte Inspektionen sind der Schlüssel zum Erfolg unseres Mandats.“ Mit Blick auf die vor vier Jahren am Widerstand der irakischen Regierung gescheiterte erste UN-Kontrollmission warnte die Sprecherin: „Dieses Mal erwarten wir eine andere Form der Zusammenarbeit, weil ein Mangel an Kooperation ernsthafte Konsequenzen haben wird.“

Der irakische Außenminister Nadschi Sabri erneuerte in einem Brief an UN-Generalsekretär Kofi Annan die grundsätzlichen Vorbehalte seiner Regierung gegen die Kontrollmission. Die weit reichenden Vollmachten der UN-Inspektoren seien „willkürlich und ungerechtfertigt“, die Vorgaben der UN-Resolution seien ein Vorwand für eine „Aggression gegen Irak“, schrieb Nadschi in dem am Sonntag in New York eingegangenen Brief.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen