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Die Handschrift al-Qaidas

In Kenia selbst hat die Organisation kaum Anhänger, aber die lange gemeinsame Grenze mit Somalia wird von den USA als Sicherheitsrisiko eingeschätzt

von BEATE SEEL

Der Urlaub im kenianischen Hotel „Paradise“ hatte noch gar nicht richtig begonnen, da endete er auch schon in der Katastrophe. „Wir waren gerade im Hotel angekommen und sprachen darüber, wie schön es ist, und darüber, dass wir dem ganzen Chaos [zu Hause] entkommen waren und uns auf eine Woche Spaß und Entspannung freuten“, sagte eine Touristin gegenüber der israelischen Tageszeitung Haaretz. „Plötzlich, als wir gerade zu unserem Zimmer gingen, gab es eine Explosion. Wir warfen alles hin und fingen an zu rennen.“ Die Frau gehörte zu einer Gruppe von 60 Urlaubern aus Israel, die sich in der Lobby des Hotels nahe Mombasa aufhielt, als eine Explosion das Gebäude in Brand setzte. Der Anschlag, der al-Qaida zugeschrieben wird, forderte mindestens 15 Tote und achtzig Verletzte.

Beliebtes Reiseziel

Ersten Ermittlungen zufolge fuhren drei Attentäter mit einem Geländewagen hinter einem Kleinbus voller Touristen durch das Tor auf das Hotelgelände in Kikambala, 20 Kilometer nördlich der Küstenstadt Mombasa. Dann sei das Auto in die Vorderseite des Hotels gekracht, sagte ein Polizeisprecher. Es gab eine heftige Explosion. Zahlreiche Menschen wurden durch herumfliegendes Glas verletzt. „Die Leute hatten Schnitte in ihren Armen, Beinen, am ganzen Körper. Alles stand in Flammen“, sagte eine Frau gegenüber dem israelischen Rundfunk. Das Hotel brannte völlig aus. Die Menschen flohen zunächst an den Strand. Die Urlauber wurden inzwischen in anderen Hotels untergebracht.

Das Hotel „Paradise“ gehört einem Israeli und gilt als ein beliebtes israelisches Urlaubsziel für Charterreisen. Für Kenia ist der Tourismus nach dem Kaffee- und Tee-Export der zweitwichtigste Wirtschaftsfaktor. Der ostafrikanische Staat am Indischen Ozean zählt jährlich knapp eine Million Auslandsgäste. Vor allem nördlich und südlich von Mombasa mit seiner arabisch geprägten Altstadt sind in den vergangenen Jahren Tourismusanlagen entstanden. Hier ist auch die US-Marine präsent.

Zwar sind nur zehn Prozent der kenianischen Bevölkerung Muslime, aber viele von ihnen leben in dieser Küstenregion, die über jahrhundertealte Handelsverbindungen mit den Golfstaaten und der arabischen Halbinsel verfügt. Im Zusammenhang mit der Suche nach den Urhebern des Attentats auf die US-Botschaft in Nairobi 1998 und nach den Anschlägen des 11. September 2001 kam es zu mehreren kleinen Demonstrationen muslimischer Gruppen, die gegen eine „Verfolgung von Muslimen“ protestierten. Vor allem die lange gemeinsame Grenze mit Somalia wird von den USA als Sicherheitsrisiko eingeschätzt.

Der gestrige Anschlag auf das Hotel „Paradise“ richtete sich offenkundig gezielt gegen israelische Staatsbürger. Fast zeitgleich entging ein Passagierflugzeug der israelischen Charterlinie Arkia mit 261 Passagieren und 10 Besatzungsmitgliedern knapp einer Katastrophe, als kurz nach dem Start in Mombasa Raketen auf die Maschine abgefeuert wurden. Ein Augenzeuge sagte dem israelischen Armeeradio, dass sich die Boeing 757 etwa 100 Meter über dem Boden befand, als eine Art Explosion zu hören gewesen sei. Ein weiterer Zeuge berichtete, er habe Rauch an der linken Flugzeugseite gesehen. Eine Stewardess habe den beunruhigten Passagieren aber gesagt, es sei alles in Ordnung. Die Piloten hatten nach Angaben der Fluggesellschaft zunächst eine Notlandung in Nairobi vobereitet, seien dann aber weiter nach Tel Aviv geflogen, wo die Maschine gestern Mittag sicher landete.

Mit: BBC, CNN, DPA, AP

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