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Bambule in der Behörde

Senat lenkt ein: Schills Staatsrat Wellinghausen lädt Bauwagengruppe zu Verhandlungen am Donnerstag ein. Polizei provozierte in der Hafenstraße, gestern Abend wieder Demo auf St. Pauli

von KAI VON APPEN

In den Konflikt um die Bambule-Bauwagen ist Bewegung gekommen. Gestern Morgen nahm die Innenbehörde Kontakt zu Bambule-Anwalt Manfred Getzmann auf. Ergebnis: Am Donnerstag Mittag wird ein erstes Gespräch mit Schills Staatsrat Walter Wellinghausen in der Behörde stattfinden. „Die Termine sind wechselseitig bestätigt worden“, so Bambule-Anwalt Andreas Beuth. Er, Getzmann und Vertreter der Bauwagen-Gruppe nehmen an den Verhandlungen teil.

Eigentlich müsste Wellinghausen zu jenem Zeitpunkt bei der Innenminsterkonferenz in Bremen sein. Offenkundig lässt er seinen Senator Ronald Schill alleine fahren, nachdem er von Bürgermeister Ole von Beust zum Unterhändler des Senats ernannt worden ist. Wellinghausen kündigte an, „völlig offen und unvoreingenommen in die Gespräche“ zu gehen. Bambule aber geht selbstbewusst in die Verhandlungen: „Wir sind durch Umfang und Ablauf der Demonstration vom Wochenende für die Gespräche gestärkt worden“, sagt Bambule-Sprecher Bernd Welte. Er erwartet von den Gesprächen umgehend die befristete Bereitstellung eines Platzes, um eine langfristige Lösung ohne Zeitdruck zu erreichen.

Für Prof. Dieter Rucht vom Wissenschaftszenrum für Sozialforschung Berlin ist der nun eingeschlagene Weg des Senats eine gute Chance, die verhärteten Fronten aufzuweichen. Die von Schill vertretene harte Linie habe das Ziel vollends verfehlt. „Er ist eine geradezu karikaturhafte Law-and-Order-Figur, die auf Konfrontation setzt“, sagt der Protestforscher.

Am gestrigen Abend bereitete sich die Polizei auf den 18. Demo-Großeinsatz seit der Bambule-Räumung vor. „Es ist nichts angemeldet – wir sind auf alles gefasst“, sagte Polizeisprecherin Christiane Leven. Bambulisten hatten seit Tagen angekündigt, sich nach dem Ende des St. Pauli-Heimspiels am Millerntor-Stadion zu versammeln.

Mit Erleichterung ist zur Kenntnis genommen worden, dass die am Wochenende in Hamburg eingesetzten Berliner Hundertschaften wieder an die Spree zurückgekehrt sind. „Berliner Kräfte werden nicht eingesetzt“, bestätigt Leven. Diese hatten in der Nacht zum Sonntag an den Häusern der St. Pauli Hafenstraße eine Auseindersetzung provoziert. Zunächst waren sie mit ihren Wannen und offen stehenden Türen auf der Bernhardt-Nocht-Straße hin- und herpatroulliert. Im Störtebeker-Zentrum war zu dem Zeitpunkt eine Party. Wegen eines falsch geparkten Lkw der Band griffen die Beamten plötzlich Personen ab, so dass es mit Umherstehenden zur Rangelei kam. Dabei schlugen die Cops laut Augenzeugen mehreren Personen mit Fäusten ins Gesicht und drohten: „Wir sind Montag Abend noch hier – dann kriegt ihr richtig auf die Fresse.“

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