piwik no script img

Polizist als Vergewaltiger angeklagt

Kollegin zeigte Tat nach Weihnachtsfeier an. Angeklagter will sich wegen Vollrauschs nicht mehr erinnern können

Wegen Vergewaltigung einer Kollegin muss sich seit gestern ein 36-jähriger Polizist vor dem Bremer Amtsgericht verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, die Frau bei einer – schwer alkoholhaltigen – Weihnachtsfeier im vergangenen Jahr geschlagen und vergewaltigt zu haben. Vor der Tat soll sich der Polizist vorsätzlich in Rausch versetzt haben.

Das Gericht will unter anderem klären, ob der Mann – ein verheirateter Familienvater – nach starkem Alkoholkonsum schuldfähig war. Am ersten Prozesstag wurde die Öffentlichkeit zum Schutz der Privatspäre des Opfers und des Angeklagten weitgehend ausgeschlossen.

Zuvor hatten Prozessbeteiligte die Vorberichterstattung zu dem Verfahren kritisiert. Da seien Details aus der Anklageschrift veröffentlicht worden, witterte der Verteidiger des Angeklagten einen „Stinker“ in der Geschäfts-stelle des Amtsgerichts. Dies wurde wenig später geklärt: der Bericht der Bild-Zeitung vom vergangenen Freitag deckte sich weitgehend mit der amtlichen Pressemitteilung – unter dem Titel „Vollrausch“.

Wie betrunken der vom Dienst suspendierte Angeklagte tatsächlich war, wird erst ein Gutachten ergeben. Gestern wurden rund zehn ZeugInnen gehört, die mit dem Angeklagten und dessen als Nebenklägerin auftretender Kollegin in der Tatnacht Kontakt hatten. Der Angeklagte selbst gibt an, sich wegen Trunkenheit an nichts mehr zu erinnern.

Nach Aussagen der Frau hatte der Polizist aus einem anderen Revier – mit dem sie zu einer gemeinsamen Feier der Reviere aus dem Bremer Osten gekommen war – sie an diesem Abend zunächst verbal „angemacht“. Als sie ihn deswegen im oberen Treppenhaus des Partylokals in der Hamburger Straße zur Rede stellen wollte, habe er sie gegen ihren Willen geküsst, ihre Kleider zerrissen und zum Oralverkehr gezwungen. Sie habe sich übergeben müssen, es sei ihr aber gelungen, ihn weg zu stoßen. ede

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen