piwik no script img

Backen, Basteln, weihnachtliche Lieder singen

Jetzt ist es Kult: Weihnachten, wie wir es nie feiern wollten. Mit ihrer Show Après Schi laden drei Jungschriftsteller zum Plätzchenbacken ins Neue Cinema. Zehn Mal feiern sie in diesem Jahr Weihnachten, und jedes Mal anders.

Dazu bauen sich die drei Hamburger Schriftsteller Sven Amtsberg, Alexander Posch und Michael Weins im Neuen Cinema als Erstes eine öffentliche Wohnung: Im Wohnzimmer flackert gemütlich das Kaminfeuer, in der Küche duftet es nach frisch zubereitetem Gebäck, vor dem Fenster rieseln unaufhörlich weihnachtliche Schneeflöckchen. Kitschig – nein, „es soll schon richtig festlich werden“, verspricht Amtsberg.

Die Zuschauer ihrer Après Schi-Shows sitzen, wie sich‘s für einen zünftigen Weihnachtsabend gehört, mit im Wohnzimmer. Ihnen lesen die Gastgeber jedes Mal eine neue, eigens fürs Fest verfasste Geschichte vor. „Es geht darin um alles, wo Weihnachten anklingt. Trotzdem sind die Geschichten ganz unterschiedlich“, erklärt Weins. Ihn interessieren die Spannungen, die jedes Jahr wieder aus enttäuschten Erwartungen entstehen. „Einerseits sind viele von Weihnachten genervt, andererseits erwartet man von diesem Fest doch immer aufs Neue, es möge sich Geborgenheit und Nähe einstellen.“

Mit ihren Shows versuchen die Veranstalter auch selbst wieder einen Zugang zum Fest zu finden. Wie eine große Familie basteln sie mit dem Publikum zusammen Weihnachtssterne, backen Kekse und singen die üblichen Lieder. „Es wäre schon gut, wenn die Zuschauer regelmäßig zu allen Shows kommen, wegen des Lerneffektes“, rät Weins. Somit ist dann sichergestellt, dass man am echten Weihnachtsabend zu Hause sämtliche Strophen des gängigen Liedguts bestens beherrscht.

Wer Après Schi besuchen möchte, sollte sein Lieblings-Plätzchenrezept mitbringen. Aus den Zuschauerrezepten wählen die Gastgeber in jeder Vorstellung eines aus, nach dem am nächsten Abend gebacken wird. Als Dankeschön winkt dem glücklichen Gewinner freier Eintritt für die nächste Show. Vegetarier sollten am letzten Abend lieber zu Hause bleiben. Dann nämlich soll das Publikum den lebendigen Karpfen aus der Badewanne ins Jenseits und in den Kochtopf befördern. „Für diese Idee haben wir bereits Protest von Tierschützern bekommen“, berichtet Weins.

Zu jeder Show kommen einige geladene Gäste. „Hamburger Köpfe, die man entweder sehr gut oder gar nicht kennt“, so der Leiter des Neuen Cinema, Imanuel Schipper. Jeder Gast bringt ein Geschenk mit, sagt ein Gedicht auf und zeigt etwas. Thorsten Passfeld beispielsweise neue Trickfilme, Ekel-Künstler Fat King Konrad, wie er Bier um Bier wegstemmt. „Wir haben die Gästepaarungen nach thematischen Gesichtspunkten zusammengestellt“, erläutert Weins. Einen deutsch-türkischen Weihnachtsabend soll es mit dem Schriftsteller Feridun Zaimoglu, dem hessischen Guru Big Bold Falc Wambold und der Gogotänzerin Nele Sehrt geben. Klar ist für diesen Abend nur, dass Zaimoglu liest, Sehrt aber nicht tanzt. Ansonsten soll alles spontan passieren. Wie an jedem Abend. Spannend wird es sicherlich, wenn die Datscha DJs Dieter Bohlen mit russischen Platten konfrontieren.

Katrin Jäger I

täglich vom 11. bis 15. sowie 18. bis 22.12., 20 Uhr, Neues Cinema

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen