: Bei 28 Grad glatt gerüttelt
Schoko-Weihnachtsmänner sind doch keine geschmolzenen Osterhasen
Schon seit Wochen kann man sie in allen Supermärkten kaufen, die Schokoladen-Nikoläuse und Weihnachtsmänner. Wer tatsächlich bis kurz vor dem 6. Dezember wartet, bekommt mit Pech schon keinen Rotfrack mehr ab. Dabei versorgt die Lebensmittelindustrie in Deutschland die EinkäuferInnen nicht knapp: Rund 9.000 Tonnen Schokolade werden deutschlandweit pro Jahr zu Weihnachtsmännern verarbeitet, die Bremer Firma Milka stellt allein jährlich rund 30 Millionen lila Weihnachtsmänner her.
In dem Unternehmen beginnt die Weihnachtsmänner-Produktion ab Herbst. Ins Reich moderner Sagen gehört die Geschichte, dass Osterhasen eingeschmolzen und zu Weihnachtsmännern verarbeitet werden. Statt dessen geht für jeden süßen Rauschebartträger der Weg jedes Mal von vorne los, mit den Kakaobohnen: Sie werden geröstet, aufgebrochen, von ihren Schalen befreit und zermahlen. Die freigesetzte Kakaobutter schmilzt und verbindet die Bestandteile zur flüssigen Kakaomasse. Diese wird unter anderem mit Alpenmilch, Zucker und zusätzlicher Kakaobutter verrührt. Mehrere Stahlwalzen zerreiben die Masse hauchdünn, dann gelangt sie zu den Rühr- und Reibsystemen, den sogenannten „Conchen“. Erst nach mehreren Stunden Rühren und Kneten ist die Masse glatt und gießfähig. Bei exakt 28 Grad Celsius wird die Schokolade in die zweiteilige Weihnachtsmann-Form gegossen: In die eine Hälfte wird die flüssige Schokolade gegeben, dann werden beide Seiten zusammengeklappt. Große Maschinen drehen die Formen in einem Schleudertunnel in alle Richtungen – dabei vibrieren diese ein wenig. So setzt sich die Schokolade Schicht für Schicht an den Innenwänden der Form ab, bis der Weihnachtsmann fertig ist. Zuletzt werden die Figuren nochmals gekühlt und in die übliche Alufolie verpackt.
Viel hat der heute rotgewandete alte Mann mit seinem Namensgeber, dem Bischof Nikolaus von Myra (Griechenland), nicht mehr gemein. Legenden besagen, dass der damals (um 300 n. Chr.) unter anderem die drei Töchter einer armen Familie vor der Prostitution bewahrt haben soll, indem er gezielt Gaben, durch den Kamin in die darin zum Trocknen aufgehängten Socken warf. ots/taz
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