: Chaos aus der Dose
Das Pfandsystem für Getränkeverpackungen kommt zum Jahreswechsel. Wirtschaft und Handel sehen aber keine Chance, es vor Jahresmitte 2003 umzusetzen. Verwirrung für Verbraucher
BERLIN taz ■ Drei Wochen vor der offiziellen Einführung des Pfandsystems für Getränke-Einwegverpackungen ist noch weitgehend ungeklärt, wie dieses umgesetzt wird. Beim Dosengipfel in Berlin am Donnerstagabend haben die großen Wirtschaftsverbände des Handels das Pfand nach jahrelanger Gegenwehr zwar akzeptiert, sehen aber keine Möglichkeit, es vor dem 1. Juli 2003 in Kraft zu setzen. Weil das Dosenpfand offiziell ab 1. Januar 2003 erhoben werden muss, operieren damit vor allem Konzerne wie Metro in der Illegalität. Für die Konsumenten ist die Lage unübersichtlich, weil der mittelständische Einzelhandel, der das Pfand traditionell befürwortet, es pünktlich zum Jahreswechsel erheben will.
„Zwischenlösungen würden bei den Kunden lediglich Verwirrung stiften“, sagte Holger Wenzel vom pfandkritischen Hauptverband des Deutschen Einzelhandels. Die Rücknahme von Einwegverpackungen per Hand oder die Einführung in einzelnen Ketten lehnte er ab. Die Verbände und Konzerne können den Termin nicht einhalten, weil sie in der Hoffnung auf Gerichtsentscheidungen nicht rechtzeitig Automaten aufgestellt haben.
Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Grüne) hält dagegen am 1. Januar fest. Zur flächendeckenden Einführung des Rücknahme- und Pfandsystems Mitte 2003 sagte Trittins Sprecher Michael Schroeren: „Ob das nicht früher geht, ist noch die Frage.“
Das Pfand soll auf Bier und Erfrischungsgetränke (Cola, Limonade) in Dosen und Einwegbehältern sowie Mineralwasser in Kartons erhoben werden. Unter 1,5 Liter werden 25 Cent fällig, darüber 50 Cent. Die Bundesregierung will umweltschädliche Verpackungen zurückdrängen.
In der kommenden Woche beraten Pfandgegner, Mittelstand und Umweltministerium nochmals, ab wann das System eingeführt werden kann. HANNES KOCH
brennpunkt SEITE 6
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen