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Alles ganz schlank: Schulbehörde hat statt sechs bald nur noch zwei Ämter plus Sport. Aus- und Fortbildung für Lehrer wird konzentriert und abgebaut

von SANDRA WILSDORF

Die Behörde ist eine Baustelle: Die Unternehmensberatung Putz & Partner schwingt den Besen und „reorganisiert“. Und so sollen aus den jetzt noch sechs Ämtern für Schule, Sport, Verwaltung, Kindertagesbetreuung, für Berufliche Bildung und Weiterbildung sowie der Landeszentrale für politische Bildung drei Ämter werden: eines für Bildung, eines für Verwaltung und ein drittes für Sport.

Alle anderen werden in diese Säulen einsortiert – das Bildungsamt soll jetzt die Bildung von der Wiege bis ins hohe Alter beinhalten: von Kita über Schule und berufliche Bildung bis zur Landeszentrale für politische Bildung. Und alles, was mit Gebäuden zu tun hat, kommt jetzt zusammen. Das soll straffen, verschlanken und dadurch Kosten mindern. Die Jesteburger Haushaltsklausur hatte jeder Behörde befohlen, fünf Prozent ihrer Verwaltungskosten zu sparen.

In diesem Zusammenhang wird auch die Lehreraus- und fortbildung völlig neu strukturiert. Senator Rudolf Lange (FDP) pries das in der Bürgerschaft dieser Tage als großes Reformprojekt. Aber natürlich hat auch das seine Sparaspekte: Die Zahl der Referendare wird erheblich reduziert (taz berichtete) – was auch Staatsrat Reinhard Behrens bei einer Personalversammlung als „schmerzhaften Einschnitt“ bezeichnete. Dieser hat zur Folge, dass weniger Studienseminarleiter nötig sind, die diese Referendare ausbilden. Das ist die Konsequenz aus Langes Forderung: „Mehr Lehrer an die Tafel.“

Am 1. März kommenden Jahres soll das „Landesinstitut“ gegründet werden. In ihm sollen Studienseminar – also Referendarausbildung, Institut für Lehrerfortbildung, Landesmedienzentrum, Lehrerprüfungsamt, die Abteilungen Gewalt- und Suchtprävention sowie die Beratungsstelle für besondere Begabungen zusammengeführt werden. Das „LI“ soll ein „Dienstleistungszentrum für Schulen“ werden, unter Leitung von Landesschulrat Peter Daschner, ehemals Chef des Amtes für Schule.

Sprengstoff bietet ein „kultureller Wandel“, was die Mitarbeiter des Instituts angeht. „Das LI ist eine Station auf dem Karrierepfad“, sagt Staatsrat Behrens und meint: Wer Lehrer aus- oder fortbildet, macht das künftig nicht mehr auf Lebenszeit, sondern nur noch für einige Jahre. Die Behörde verspricht sich davon „eine gewisse Dynamik“. Außerdem soll mit dem Dienst in der Aus- oder Fortbildung auch keine automatische Beförderung in eine der lukrativen A 15 (etwa 4100 Euro brutto) oder A 16-Gruppen einhergehen. Mehr Geld soll es zunächst zeitweise und für besondere Aufgaben geben. Ein Prinzip, dass der Senat bei der gesamten Lehrerschaft durchsetzen möchte.

Wer jetzt hoch dotiert ist, aber am Studienseminar nicht mehr gebraucht wird, geht wohl zurück in die Schulen. Das sorgt schon jetzt für Unmut unter Referendaren und Lehramtstudierenden, denn es mindert ihre Chancen auf eine Stelle. Und es gefährdet das Niveau in der Lehreraus- und Fortbildung. „Es ist zu befürchten, dass wir die derzeitige Qualität nicht halten können“, sagt Birgit Zeidler, Direktorin des Studienseminars. Denn die Behörde hat schon signalisiert, dass sie 2004 weitere Stellen einzusparen gedenkt.

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