: Was tun mit der „Prestige“?
Öl unter Wasser abpumpen, Tanks einbetonieren – egal: Guter Rat ist auf jeden Fall teuer
MADRID taz ■ Schlimmer hätte es nicht kommen können: Die Untersuchung des Wracks der „Prestige“ zeigt, dass aus den zwei Teilen des vor Galiciens Küste auseinander gebrochenen und untergegangenen Tankers täglich 125 Tonnen Schweröl ausströmen. Die Ölpest, die die nordwestspanische Küste seit Wochen verseucht, bekommt somit mindestens drei Jahre lang ständigneue Nahrung. Ein Expertenteam brütet nun über mögliche Lösungen für die noch 50.000 Tonnen Schweröl in 3.600 Meter Tiefe. Doch guter Rat ist teuer – im wahrsten Sinne des Wortes.
Greenpeace verlangt, dass das Öl aus dem Wrack abgepumpt wird. Es wäre das erste Mal, dass dies in so großer Tiefe geschieht. Doch technisch scheint es möglich. Die holländische Bergungsfirma Smit legte einen Plan vor. Mit Tauchrobotern sollen die Tanks angebohrt werden. Durch die eine Öffnung soll dann ein Absaugrohr eingeführt werden, durch die andere Wasser in die sich entleerenden Tanks fließen. Das Rohr soll beheizt werden, um das Schweröl flüssiger zu machen. Das Öl könnte entweder in eine schwimmende Plattform mit riesigen Tanks nahe der Unglücksstelle gepumpt werden oder in ein Reservoir auf dem Meeresboden.
Darüber hinaus soll im Labor geprüft werden, ob es möglich ist, das Schweröl durch chemische Zusätze zu verfestigen. Außerdem wird überlegt, die 14 Risse in den Tanks zu versiegeln. Doch hierzu sind weder die Roboter von Smit noch das bemannte französische Mini-U-Boot „Nautile“, das das Wrack untersucht hat, ausgerüstet. Und ohnehin würden die Tanks langsam aber sicher durchrosten. Ein dritter Vorschlag sieht deshalb vor, die Reste des Tankers mit Beton einzugießen. Ob dies funktioniert weiß niemand.
Die Bergungsfirma Smit legte bereits 1997 in Japan einen Plan vor, um das Öl des gesunkenen Tankers „Nakhodka“ abzupumpen. Das Expertenteam kam zu dem Schluss, es sei wirtschaftlicher, das Öl in den Tanks zu lassen und die immer wieder angeschwemmten Flecken zu entsorgen. REINER WANDLER
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen