Die Macht der Türsteher

Es passiert immer wieder im Bremer Nachtleben: Ausländer oder anders Gekleidete kommen nicht an der Gesichtskontrolle vorbei. Neu: Diesmal hat es eine Spanierin erwischt

Wochenende in Bremen. Die Discotheken und Kneipen öffnen ihre Türen. Doch wer nicht mit dem entsprechenden Out-fit vor dem Türsteher steht oder Ausländer ist, kommt oft nirgends rein. Waren es bisher vor allem Männer mit schwarzen Haaren und dunkler Hautfarbe, die das Verdikt der Eingangskontrollen traf, so ist es diesmal eine junge Spanierin.

Für die Gaststudentin Mercedes Sanchez (20) und ihre beiden Freunde (20 und 22) war die Freitagnacht des 6. Dezember vorzeitig zu Ende. Sie wollten zum Abschluss noch in die Diskothek „Gleis 9“. Doch gleich am Eingang wurden sie vom Türsteher mit den Worten „keine Ausländer“ abgewimmelt. Weil die drei keinen Ärger wollten, gingen sie ohne Widerrede, aber verständnislos. „Warum?“ fragt Sanchez, „Bremen ist doch eine multikulturelle Stadt. Wir waren normal gekleidet und haben uns bloß am Eingang auf Spanisch unterhalten.“

Auch an der Hochschule Bremen – hier ist die Tourismusmanagement-Studentin aus Ávila für ein Jahr zu Gast – ist man entsetzt über das Verhalten der Türsteher. „Dass Gäste unserer Stadt so behandelt werden, ist unmöglich“, sagt die Leiterin des Akademischen Auslandsamtes, Birgit Ganteföhr, „ein solches Verhalten fällt auch auf Bremen, das sich Internationalität auf die Fahnen schreibt, negativ zurück.“ Süffisant merkt Ganteföhr an, die Spanierin studiere Tourismusmanagement. Dass ausgerechnet sie hier erfährt, wie man mit Touristen besser nicht umgeht – diese Ergänzung braucht sie da nicht mehr hinzuzufügen.

Der Eigentümer der Diskothek, Christian Michaelis (35) , sagt zu dem Vorfall, dass seine Türsteher lediglich angewiesen seien, nur einschlägig bekannten Gesichtern, also Krawallmachern egal welcher Nationalität, Hausverbot zu erteilen. Der Gesichtskontrolleur des fraglichen Abends habe, so Chef Michaelis, die drei nicht passieren lassen, weil sie seiner Meinung nach „zu abgerissen gekleidet waren“.

In diesem Fall steht der Chef voll hinter seinem Team. „Wir wollen im Gleis 9 ganz normale Kleidung – normale Schuhe, Pullover, Hemd. Keine extremen Techno- oder Ökoklamotten. Ich werde aber bei den Betroffenen anrufen und den Vorfall aufklären“, so Michaelis. ims/sgi