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Initiator Kai Ammer über Osterstraßen-Pläne„Das Auto zurückdrängen“

Das Bezirksamt Eimsbüttel will die Osterstraße aufhübschen und sammelt dafür Ideen. Kai Ammer hat eine Initiative für eine autofreie Straße gestartet.

Immer alles am Auto ausgelegt: Osterstraße Ecke Heußweg im Ist-Zustand Bild: Steg Hamburg
Lena Kaiser
Interview von Lena Kaiser

taz: Herr Ammer, was haben Sie eigentlich gegen Autos?

Kai Ammer: Mir geht es prinzipiell um ein Umdenken. Egal, wo in Hamburg gebaut wird, immer wird alles am Auto ausgelegt. Es ist zwar gut, wenn jetzt auch Fahrradwege auf die Straße gemalt werden, das ändert aber nicht viel.

Haben Sie deshalb eine Initiative für eine autofreie Osterstraße gestartet?

In diesem Stadtteil, in dem fast 60.000 Menschen wohnen, gibt es zwar ein paar kleine Parks, aber nirgendwo im Straßenraum wirklich Platz für die Bewohner. 16.000 Autos heizen jeden Tag durch das Quartier. Mein Anliegen ist, dass man den Autoverkehr zurückdrängt. Es geht aber noch um viel mehr als um eine Fußgängerzone: um Klimaschutz und die Bereitschaft, wieder politisch zu steuern.

Fahren Sie selbst Auto?

Selten. Wegen meiner Behinderung habe ich eine HVV-Jahreskarte und ich fahre viel mit dem Fahrrad. Man muss wieder lernen, dass das Auto nicht überall in der Stadt etwas zu suchen hat.

Bild: Privat
Im Interview: Kai Ammer

39, ist Schau- und Werbegestalter, startete die Initiative im April, wohnt seit 20 Jahren an der Osterstraße.

Sie beklagen, dass der heutige Zustand der Osterstraße katastrophal sei, Fuß- und Fahrradwege seien zu eng. Was müsste sich ändern?

Ich würde die Osterstraße vom Heußweg bis kurz vor die Methfesselstrasse in eine autofreie Zone umwandeln. Von der U-Bahn bis zur Schwenkestraße würde ich das so wie in der Mönckebergstraße gestalten, dort dürfen Busse und Taxen fahren. Zwischen Schopstraße und Methfesselstraße könnten Parkplätze entstehen. Außerdem sollte ein vernünftiger Radweg die gesamte Osterstraße durchlaufen

Die neue Osterstraße

In den kommenden Jahren will der Bezirk Eimsbüttel die Osterstraße zwischen Schulweg und Methfesselstraße erneuern. Ziel ist eine Aufwertung des öffentlichen Raums sowie die Förderung des Fuß- und Radverkehrs.

Bis Ende des Jahres sollen Verkehrs- und Landschaftsplaner ein Konzept entwerfen, das festlegt, wie viel Platz Fußgängern, Rad- und Autofahrern zustehen soll.

Die Bauarbeiten des ersten Abschnitts zwischen Schulweg und Heußweg sollen im Sommer 2015 beginnen.

Öffentlich vorgestellt werden die ersten Ergebnisse am Donnerstag, 3. Juli, um 19 Uhr im Hamburg-Haus, Doormannsweg 12.

Infos unter www.hamburg.de/eimsbuettel/osterstrasse

Wie will der Bezirk bei der Umgestaltung vorgehen?

Offiziell heißt es, dass der Prozess mit einem weißen Papier beginnt. Deswegen hat die Bürgerbeteiligung nun begonnen. Auf der nächsten Versammlung, am 3. Juli, wird es spannend, was sie da aus dem Hut zaubern.

Wer macht bei Ihrer Initiative mit?

Das ist eine One-Man-Show. Ich habe gedacht, dass mehr Leute aktiv auf mich zukommen würden. Es gibt viele, die sagen, dass es toll ist, dass das jemand macht.

Ihre Petition haben knapp 400 Leute unterzeichnet. Sind die Verkehrsprobleme für die Leuten nicht wichtig genug?

Viele Anwohner, aber auch der Einzelhandel hat ein Problem mit Parkplätzen. Außerdem gibt es viele Fahrradunfälle, die Osterstraße ist da ein Schwerpunkt. Das Fahrradforum Eimsbüttel hat dazu Erhebungen gemacht: Da muss etwas passieren.

Unterstützen denn wenigstens die Grünen Ihren Plan?

Die Grünen haben mir gesagt, dass sie die Idee im Grunde sympathisch finden. Sie hätten das ja auch einmal angeregt, dafür aber nie Mehrheiten gehabt. Jetzt wollen sie am Fahrradrouten-Konzept festhalten, weil das angeblich ganz gut ankommt. Ich finde es aber schon erstaunlich, dass da nicht mehr kommt. Aber es ist ja auch die Frage, wer die Grünen wählt. Hier in Eimsbüttel haben sie 35 Prozent abgeräumt.

Weitere Infos zur Initiative gibt es hier.

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2 Kommentare

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  • Die Idee ist mir sympathisch. Auto fahren in der Innenstadt verursacht ohnehin nur Frust und schlechte Laune. Ein Anfang wäre autofreie Wochenenden im Bezirk Eimsbüttel oder wenigstens in bestimmten Ortsteilen. Das liesse sich ohne Umbaumaßnahmen, allein per Verordnung realisieren.

  • In Eimsbüttel gibt es mehr zwei als Parks und klein sind die alle bei weitem nicht für innerstädtische Verhältnisse. Man denke nur an den Grünzug vom Wehberspark bis zum Isebekkanal, dessen Streifen bis zur Hoheluft verläuft. Oder den Unnapark, den Weiher und viele Parks, die für Eimsbüttler nur wenige Fußminuten entfernt sind. Zudem: Wird der Verkehrslärm verlagert und die Straße -- sowohl der öffentliche Raum, als auch die Lokale -- massiv aufgewertet, kann man sich denken, was das für die Mieten der Anwohner bedeutet. Die noch bezahlbaren Wohnungen in der Sillemstraße oder Telemannstraße werden da noch ihr Vergnügen haben, während jene in der Lappenbergsallee und im Heußweg noch stärker leiden als bisher. Aber als Anwohner der Osterstraße ist man da natürlich anderer Meinung.