Defensiver Umweltschutz: Dem Klima gewachsen

Der Hamburger Senat will die Stadt vor dem Klimawandel retten - oder ein Sperrwerk in der Elbmündung bauen.

Die Thames Barrier.

Wenn schon nicht Olympia, dann doch wenigstens ein Sperrwerk wie in London: die Thames Barrier Foto: Aleem Yousaf/Wikimedia Commons

HAMBURG taz | Der Hamburger Senat ist klimapolitisch in der Defensive. Es gehe nur noch um Schadensbegrenzung, räumt der grüne Umweltsenator Jens Kerstan am Dienstag vor der Landespressekonferenz im Rathaus ein. Ein Teil der Folgen des Klimawandels sei „nicht mehr zu stoppen“. Um das Schlimmste abzuwenden, müsse die Stadt einen nachhaltigen Beitrag leisten, um die Erderwärmung in Grenzen zu halten.

Sonst müsse man sich in absehbarer Zeit Gedanken über ein Sperrwerk in der Elbmündung machen, um extreme Sturmfluten von Hamburg fernzuhalten. Was so ein gigantisches Wehr nach dem Vorbild des Sperrwerks in der Themse-Mündung für die Erreichbarkeit des Hamburger Hafens bedeuten dürfte, „kann sich jeder selbst denken“, sagt Kerstan.

Kohlendioxid (CO2) ist ein klimaschädliches Gas. Es entsteht vornehmlich bei der Verbrennung fossiler Energieträger wie Erdöl, Benzin und Kohle.

2012 betrugen die Hamburger CO2-Emissionen 18,4 Millionen Tonnen. Sie stammten zu 45 Prozent aus Haushalten und Kleingewerbe, zu 32 Prozent aus der Industrie und zu 23 Prozent aus dem Verkehr.

2013 sank der CO2-Ausstoß auf 17,7 Millionen Tonnen. Schon seit 1990 ist er rückläufig.

Die Emissionen der Wirtschaft lagen 2013 bei 178 Kilogramm pro 1.000 Euro Bruttoinlandsprodukt. Das sind 28,4 Prozent weniger als 2003.

Die Pro-Kopf-Emission liegt bei 10,2 Tonnen pro Jahr entsprechend 30 Kilo pro Tag. Das entspricht dem Volumen von 6.000 Luftballons.

Ein Plan mit 120 Seiten

Also will der Senat entschlossen gegen den Klimawandel angehen. Bis 2020 sollen zwei Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) von aktuell knapp 18 Millionen Tonnen jährlich gespart werden. Bis 2030 solle der Ausstoß im Vergleich zu 1990 halbiert werden, kündigte Kerstan an. Der Klimaplan, den der Senat am Dienstag beschlossen hat, listet auf 120 Seiten zahlreiche Maßnahmen auf:

Bis 2020 soll jedes zweite Behördenauto ein Elektromobil sein. Für die energetische Sanierung von Schulen und Hochschulen würden zusätzliche 24,4 Millionen Euro aufgewendet. Der Anteil des Radverkehrs soll auf 25 Prozent erhöht, der öffentliche Nahverkehr ausgebaut und emissionsärmer werden.

Der Umweltverband BUND zeigt sich enttäuscht von den Einsparzielen. Landesgeschäftsführer Manfred Braasch reicht die anvisierte CO2-Reduktion von zwei Millionen Tonnen bis 2020 „bei Weitem nicht“. Er fordert schlankweg fünf Millionen Tonnen weniger. Zwei Millionen Tonnen Kohlendioxid entsprechen dem durchschnittlichen CO2-Jahresausstoß von knapp 50.000 Vier-Personen-Haushalten.

Anpassen ans Unvermeidbare

Gleichzeitig müsse Hamburg sich „den unvermeidbaren Folgen des Klimawandels anpassen“, sagt Kerstan, vor allem durch Deicherhöhungen an der Elbe. Mit dem Klimawandel werde es auch öfter Platzregen geben. Darum sollen Gründächer gefördert werden, um Regen kurzfristig zu speichern. Vermehrt sollen auch Bäume gepflanzt werden, die dem Klima gewachsen sind.

Von eminenter Bedeutung im Kampf gegen die Erderwärmung sei die Energiewende, findet Kerstan. Bis 2025 wollten deshalb Schleswig-Holstein als „Erzeugerland“ und Hamburg als „Nehmerland“ ihren Strombedarf zu 70 Prozent mit erneuerbaren Energien decken. Das Projekt trägt den Titel „Norddeutsche Energiewende 4.0“, kurz und verheißungsvoll: „NEW 4.0“.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Wir würden Ihnen hier gerne einen externen Inhalt zeigen. Sie entscheiden, ob sie dieses Element auch sehen wollen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.