Kommentar Globale Erwärmung: Klima? Lieber Kapitulation!
Die globalen Temperaturen steigen und diejenigen, die dagegenhalten könnten, schaffen es nicht. Es wäre ehrlicher, einfach aufzugeben.
D ie Menschheit ist zu dumm, um zu überleben. Momentan deutet leider sehr viel darauf hin: Der Homo sapiens ist nicht in der Lage, sich so zu organisieren, dass all seine Milliarden Exemplare in Frieden leben können. Anlass zu diesem Gedanken ist eine Meldung, so gewöhnlich katastrophal, dass sie nur Resignation hervorruft: Die vergangenen vier Jahre waren weltweit die vier heißesten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die globale Erwärmung schreitet voran und raubt der Zivilisation, wie wir sie kennen, die Grundlage.
Vermutlich wird dieser Text auch von Leuten gelesen, die den Klimawandel für eine Propagandabehauptung der Öko-Illuminaten halten. Ja, genau ihr seid mit dem ersten Satz gemeint. Aber sagen wir mal so: Ein paar Verwirrte wären nicht weiter schlimm, gäbe es da nicht die, die wissen, dass der Klimawandel ein von Menschen gemachtes Problem ist. Die wissen, wie man ihn stoppen kann. Die wissen, dass die Technologien da sind, die politischen und ökonomischen Rezepte, die Verträge, die Institutionen. Und es trotzdem einfach nicht schaffen, schnell genug zu handeln.
Man kann das Problem seitenweise analysieren: Da gibt es dieses verdammte globale Wirtschaftssystem und seine Mechanismen des ewigen Mehr, des ewigen Wachstums. Wer da nach oben selektiert wird, kann wunderbare Fensterreden zum Klimaschutz halten und dann auf den erbarmungslosen Konkurrenzdruck verweisen, der leider ein entschlosseneres Handeln verhindert.
Wenn es nur mal ein klein wenig wehtut, dann geht gleich das Abendland unter. Nehmen wir mal die deutsche Debatte über einen Kohleausstieg bis 2038: zu langsam, um die Pariser Klimaschutzziele einzuhalten, voller Schlupflöcher, um noch später auszusteigen. Würden alle so handeln, der Klimawandel wäre nicht zu stoppen. Ach so, Moment. Leider handeln alle so.
Wenn das selbst in Deutschland mit seiner Umweltbewegung das Maximum ist, dann war es das wohl. Also seien wir ehrlich: Der moralverliebte Teil der globalen Mittel- und Oberschicht lügt sich was vor. Es wäre ehrlicher, einfach zu kapitulieren. Einfach die ganze konsequenzenlose globale Verantwortungsethik über Bord zu werfen. Für einen Teil der Weltbevölkerung wird das 21. Jahrhundert eben infolge der Klimaerwärmung geprägt sein von Extremwetter, Flucht, Krieg und Hunger.
Geben wir uns also der Wollust hin. Dem Konsum. Als letzte Generation, die das noch kann. Fröhlich dem Untergang entgegenfahren, -fliegen, -schmausen. Yeah. (Aber psst! Sagt es nicht den vielen wegen Klima und Gedöns demonstrierenden Schüler*innen. Lasst die einfach mal machen.)
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Leak zu Zwei-Klassen-Struktur beim BSW
Sahras Knechte
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Friedensforscherin
„Wir können nicht so tun, als lebten wir in Frieden“
Nach Hitlergruß von Trump-Berater Bannon
Rechtspopulist Bardella sagt Rede ab
CDU-Chef Friedrich Merz
Friedrich der Mittelgroße
Wahlentscheidung
Mit dem Wahl-O-Mat auf Weltrettung