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Neue Eskalationsstufe in IstanbulPolizei attackiert Ärzte

Den ganzen Tag über liefern sich in Istanbul tausende Demonstranten Auseinandersetzungen mit der Polizei. Und zum ersten Mal betreten Erdogan-Anhänger den Protestort.

Die Polizei während der kleineren und mittleren Ausschreitungen am Sonntagnachmittag. Bild: dpa

ISTANBUL taz | Am Sonntag herrscht auf dem Taksimplatz nach dem nächtlichen Großangriff eine gespenstische Leere. Die Polizei hat den Platz abgesperrt, nur Journalisten dürfen durch. Über den Platz patrouillieren Mitglieder der Sonderkommandos, an schattigen Eck sitzt ein Dutzend Männer auf Plastikstühlen und trinken Tee. Die meisten tragen zwar zivil, dennoch wirkt das hier wie der Feldherrenhügel. So führen sich Besatzer auf.

Noch am frühen Nachmittag sind Müllwagen damit beschäftigt, die Hinterlassenschaften der Parkbesetzer wegzuräumen. Auch die Bagger sind noch nicht damit fertig, die Reste der Barrikaden abzutransportieren. Umso mehr hat man sich beeilt, alle Wandparolen und Graffiti rund um den Park zu übertünchen. Selbst die mit Sendemasten bestückten Busse der Telekommunikationsfirmen, die rund um den Park abgestellt waren, sind notdürftig überstrichen. Es ist, als wolle jemand sagen: Es ist nichts passiert.

Zum Gezi-Park durchzukommen ist schwer. Auf Bänken sitzen Polizisten, die harsch reagieren, wenn man dem Park zu sehr nähert. Nur einer ist gesprächig: „Die Terroristen, die diesen Platz besetzt hatten, haben alles so verdreckt, Sie können sich das nicht vorstellen“ sagt der schnauzbärtige Mittvierziger mit fettglänzendem Gesicht feist grinsend. Er wirkt wie der Bösewicht aus einem türkischen B-Movie der siebziger Jahre, ist aber echt. „Wir haben alles weggeräumt und mit Wasser durchgespült, dahinten werden gerade Blumen gepflanzt. Sie werden sehen, das hier wird ein wunderschöner Park werden.“

Die Istanbulerinnen und Istanbuler, die bis in den frühen Morgen trotz Polizeigewalt versuchten, zum Taksimplatz durchzukommen, nehmen nun in kleineren und mittleren Gruppen einen erneuten Anlauf. Für 16 Uhr ist dort eine Kundgebung angekündigt.

Taksim ist natürlich nicht überall

Dass der Aufruf dazu schon am Samstagnachmittag erfolgte, als der Gezi-Park noch nicht geräumt war, hält sie nicht ab. Sie skandieren zwar immer wieder „Taksim ist überall, Widerstand ist überall“, aber Taksim ist natürlich nicht überall. Taksim ist Taksim, und da wollen sie hin. Im Laufe des Nachmittags gibt es rund um den Platz zahlreiche Auseinandersetzungen mit der Polizei. Besonders heftig geht es diesmal auf der Einkaufsstraße Istiklal zu.

Eine Gruppe von etwa tausend Demonstranten – so bunt zusammengewürfelt wie die gesamte Protestbewegung, aber vereint in der Gegnerschaft zu Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan – versucht auf Höhe des Gebäudes des türkischen Staatsfernsehens zum Taksim-Platz durchzukommen.

Von einer Verbindungsgasse zur Istiklal aus schießen Polizisten Lärmgranaten und immer wieder Gasgranaten, die von den Demonstranten zurückgeworfen werden. Dann kommt vom Taksimplatz eine Gruppe von Polizisten mit Gasgewehren und Knüppeln – viele davon in Zivil – und treibt die Leute hinunter zum Tarlabaşı-Boulevard, einer mehrspurigen Straße, die zum Goldenen Horn hinunterführt.

Kaum ist die Polizei verschwunden, drängt die Menge an diese Ecke zurück. Einmal gelingt es den Demonstranten, am Tarlabaşı-Boulevard eine Barrikade zu errichten, die sie aber bald aufgeben müssen. Später errichten sie noch eine Barrikade, aber sie ist zu schwach für die Wasserwerfer. So geht es den ganzen Nachmittag lang.

Pfeffergaskartuschen als Geschoss

Polizisten schießen wie gewohnt große Mengen Pfeffergas auf die Menschen. Sie zielen auf Körperhöhe. Und geschossen wird nicht nur mit Gas. Einmal bleibt ein Einsatzwagen der Polizei an einer Gruppe von vier Menschen stehen. Aus dem Wagen richtet ein Polizist ein Gummigeschoss aus drei Metern Entfernung auf eine Frau und drückt ab. Die Frau bricht schreiend zusammen.

Aus etlichen Stadtteilen wird von Auseinandersetzungen berichtet. Aus Beşiktaş machen sich einige tausend Menschen auf dem Weg zum Taksimplatz, in Şişli und Kurtuluş wird gekämpft, und auch von der anatolischen Seite versuchen Menschen wie in der Nacht zuvor über die Brücke zu kommen. Aus Nişantaşı heißt es, Polizisten hätten einen armenischen Friedhof verwüstet.

Bestätigen lässt sich das zur Stunde nicht. Denn während Stadtbusse nicht nur für den Transport von Polizisten genutzt werden, sondern auch dafür, um Anhänger von Erdogans AKP zu dessen Kundgebung am westlichen Stadtrand zu transportieren, ist der übrige öffentliche Verkehr eingestellt.

Derweil holt die Erdogan-Regierung zum Racheschlag aus: Nachdem bei der Räumung des Platzes schon die meisten Hotels am Gezi-Park, die den Demonstranten Zuflucht geboten hatten, von Polizeieinheiten attackiert wurden, sind nun die Ärzte dran. Das Gesundheitsministerium will gegen alle ermitteln, die Verletzten geholfen haben. Meldungen machen die Runde, dass der AKP wohlgesinnte Unternehmer Mitarbeiter entlassen, die sich an den Protesten beteiligt haben.

Und Mitglieder von Çarşı, die Ultras des Fußballclubs Beşiktaş, die während der Straßenschlachten festgenommen wurden, sollen wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung angeklagt werden. Erdogans Rede nach zu urteilen, dürfte das erst der Anfang sein. Wie viel Angst diese Regierung trotzdem hat, zeigt eine Randnotiz von der AKP-Kundgebung: Nicht nur, dass dort Fahnen drei großen Istanbuler Fußballklubs sowie von Çarşı gehisst werden, der Moderator der Veranstaltung weist von der Bühne auch noch ausdrücklich darauf hin. Die Botschaft: Das Volk steht hinter uns. Und zur Not helfen wir eben etwas nach.

Als die Dunkelheit anbricht, betreten etwa 200 Erdogan-Anhänger den Tarlabaşı-Boulevard, dort wo die Demonstranten am Nachmittag die Barrikaden zu errichten versuchten. In der Nähe, im Stadtteil Kasımpaşa, ist Erdogan aufgewachsen. Seine Parteigänger greifen einige Demonstranten an, die Polizei direkt daneben handelt nicht.

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31 Kommentare

 / 
  • ME
    Mal ein Lob

    taz, das macht ihr gut! Danke!

  • S
    scattering

    Christian schrieb: Gegen die Ärzte soll ermittelt werden ... wegen was? Ist es nicht sogar die Pflicht von Ärzten überall, Verletzten zu helfen?

     

    Dagegen hat ja auch keiner etwas einzuwenden. Ein Arzt kann kurzerhand seine Praxis schliessen und ganz spontan z.B. ein Eis essen gehen, eine Runde joggen oder DemoVerletzte verarzten.

     

    Nur wenn ein Arzt in einem Krankenhäusern dies während seiner Arbeitszeit tut, liegt offensichtlich eine Dienstverletzung vor, dem nachgegangen werden muss. Du möchtest ja auch nicht in ein Krankenhaus eingeliefert werden und dort verbluten, weil alle Ärzte urplötzlich "woanders" Ihren Job tun. Oder doch?

  • R
    RLS

    Als ich damals zu meinem Hauptmann sagte, ich hätte keinen Bock auf die Bundeswehr, sagte er zu mir: Deshalb ist er gegen eine Berufsarmee, denn es ist eine gute Mischung wenn Leute dabei sind die die Bundeswehr nicht mögen. Stellen sie sich vor es währen nur solche Spinner wie Ich bei der Bundeswehr.

     

    Stuttgart21, die Türkei zeigen dass dieses Polizeisystem total falsch aufgebaut ist. Dass es ständig von Politikern missbraucht werden kann. Zu viele konservative Hohlköpfe sind bei der Polizei, die dumm Befehle gehorchen, obwohl sie sehen müssten hier läuft die Demokratie aus dem Ruder.

     

    Hierüber müssten Europaabgeordnete sich Gedanken machen, wie kann man eine Polizei aufbauen, die nicht so einfach missbraucht werden kann, und nicht wie krumm eine Banane sein muss.

  • C
    Claudi

    6.06.2013 22:32 UHR von Bernd Baron:

     

    Hr. Baron, was erwarten Sie, soll Deutschland einen Krieg anzetteln in der Türkei??

     

    16.06.2013 21:16 UHR von Mcrain:

     

    Sie vermissen Teile der Aussagen türk. Presse od. Medien, oder Aussagen des Ministers hier im Text ? Wo steht denn, das ein Journalist Wort für Wort alles wieder geben muss ? Ist es nicht auch in der Türkei so, das nur das gesendet oder geschrieben wird, wie man es dort sehen will, oder wie es an die Weltöffentlichkeit kommen soll.

     

    Das nennt sich Pressefreiheit bei uns hier.

  • I
    Irmi

    16.06.2013 23:40 UHR von hefehe: Nun entblößt sich Erdogan und die Welt schaut zu.

     

    Was erwarten Sie, das ganz Deutschland gegen Erdogan demonstriert ?? Das wir in Massen nach Istanbul reisen und uns auch mit Gas und Wasser beschießen lassen oder halb tot prügeln ?

     

    Wie Erdogan tickt haben wir längst gesehen, darum schreiben ja so viele, wir wollen die Türkei nicht in der EU, wegen diesem Erdogan und was er treibt. Aber was macht ihr (ein Teil von euch) nennt uns dafür Nazis, Rassisten und Moslemhaßer.

     

    Wenn Politiker ihn als "Lichtgestalt" sehen wollen, doch nur darum, weil es wirtschaftliche Interessen gibt und da ist der Rest doch völlig egal. Ja man ermahnt ihn damit aufzuhören, man muss ja den Schein wahren.

  • I
    Irmi

    17.06.2013 07:19 UHR an Fatima:

     

    Sie waren doch die, die in einem anderen Kommentar vom tollen Führer gesprochen haben. Glückwunsch einen so falsch spielenden, gewalttätige Führer zu haben, der statt vorwärts zu gehen, Veränderungen zuzulassen 500 Jahre in die Vergangenheit geht in seinem Wahn, das Volk wieder knechtet mit seiner Glaubensrichtung.

     

    Frage, wenn der so toll ist, warum sind Sie dann noch hier und nicht für immer in ihrem tollen Land mit dem tollen Führer? Aus der Ferne kann man leicht sagen er ist ein toller Kerl, wenn man hier gut lebt.

     

    Was Sie sagen wegen der Polizei, eigentlich ist sie dafür da Menschen zu schützen, Verbrechen zu verhindern. Aber eure Polizei kann nur eins, enorme Gewalt anwenden, weil der liebe Führer das so haben will.

  • U
    unbenannt

    Das mit den blind folgenden Anhängern die sich von einem "Führer" so verblöden lassen und alles machen was er sagt, hatten wir hier auch.

     

    Wohin hat es damals die Menschen geführt???? Zu was wurden sie angestachelt und missbraucht nur um dem "Führer" zu gefallen oder selbst zu überleben?? Wie viele unschuldige Menschen mussten unendlich leiden und sterben??

     

    Wollt ihr euch ebenfalls in eine Welle der Gewalt treiben lassen? Wofür eigentlich?

  • E
    Emrah

    @Student765

     

    Ich weiß nicht was du mit der Aufzählung der millitärischen Putsche erreichen möchtest, denn es ist nicht mehr als ein simplifizierungsversuch deinerseits, um den Eindruck zu erwecken, dass dahinter eine Verschwörung stattfindet, ähnlich Erdogans Kommentaren diesbezüglich.

     

    Um zu verstehen wieso er sich so gnadenlos verhält muss man in seine Kindheit schauen, die geprägt durch Überlebenskampf und Armut war. Aus diesem erwachsen, ist seine Politik oftmals mehr ein Ego- Trip als ein miteinander. Denn Erdogan duldet niemanden neben ihm, dies hat er gemein mit all den anderen kurzsichtigen Despoten.

     

    Und eins nehme ich ihm besonders übel: Weniger aufgeklärte Menschen verklärt er durch seine falschen Behauptungen, die er mit Hilfe "seiner" Sender durchs Land schickt. Er polarisiert die Türkei, bedient sich alter Ressentiments, wie der "hellen" und "dunklen" Türken, zettelt Zwietracht an und sorgt dafür, dass sich die Gemüter erhitzen.

     

    Und immer wieder betont er, dass das Volk hinter ihm stünde, doch eine gute Demokratie misst man unter anderem an ihrem Benehmen Minderheiten gegenüber und wenn ich dann höre, dass er die Beitrittshöhe für den türkischen Bundestag (TBMM) auf 10% erhöht hat, dann braucht man keine allzu hohen mathematischen Fähigkeiten um abzusehen, was er da defacto eigentlich macht.

     

    Außerdem ziemt es sich nicht für ein Staatsoberhaupt so zu poltern. Ein Staatschef sollte nicht polarisieren, sondern Anstrengungen unternehmen sein Land zu befrieden. Und die Protestler als Gesindel zu bezeichnen ist kein guter Anfang.

     

    Ärzte rechtlich zu belangen, weil sie erste Hilfe geleistet haben auch nicht und wenn du weggehst von den europäischen Medien und einfach mal in den zahlreichen türkischen Twitterkanälen liest, wirst du schnell feststellen, dass der Mann gerade dabei ist, die Türkei, in gläubige Rechtschaffende und den "Rest" zu spalten.

     

    Klar sagt er dies nicht explizit, doch positive Adjektive auf der einen und negative auf der anderen Seite erzeugen diesen Eindruck und brennen sich in den Köpfen seiner Anhänger ein.

     

    Sich das Recht rauszunehmen sogar die Anzahl der Kinder vorzuschlagen, alle die Alkohol trinken als Alkoholiker brandzumarken, auf die Meinungsfreiheit zu pfeifen, Studenten und Professoren aus den Unis zu werfen und sich in den dortigen Lehrplan einzumischen sind nur einige Beispiele seiner verschobenen Demokratieinterpretation und wie gesagt lassen sich viele Erklärungen in seiner Kindheit finden, die aber nichts davon entschuldigen.

  • FH
    Fatima Heim ins Reich

    Sprach die Fatima, vom Bund Islamischer Maedchen, blind vor Entrueckung angesicht des Fuehrers....

  • E
    Estambul

    Erdoğan ist ein Produkt der türkischen islamisten aber hat einen einzigartigen Platz unter den islamischen Führer: Er ist ein sehr guter Führer, für diejenigen die "Şeriat" als Lebensgrundlage annehmen und -bald- die als gesellschaftsform einführen wollen.

     

    Erdoğan ist für die andere Menschen ein sehr gefährlicher Typus des politischen Führers. Er hat ein festes Ziel: "Şeriat". Ihm sind alle Mittel rechtens die zu diesem Ziel führen ("Takiye").

     

    Anscheinend aber die Westliche Welt an einem Ihnen nützlichen Erdogan interessiert und denkr, dass sie Erdoüan für Ihre Zwecke ausnutzen können.

    Bis jetzt haben die westlichen Kreise geglaubt dass sie es schffen. In Wahrheit sind die von Erdoğan an der Nase herumgeführt worden.

     

    Bis jetzt hat er immer die Methode "zwei Schritte Vorwärts, ein Schritt zurück"benutzt. Seit mehreren Monaten hat er diese ´bis jetzt sehr erfolgreiche Methode´ ersetzte durch die Methode "Vollgas".

     

    Die USA und EU brauchen ihn für ihren Syrien- und Iran´Projekte. Deswegen werden sie ihm ein Paar Rügen erteilen und the goes on.

     

    Erdoüan ist der erste türkische Regierungschef der wirklich Ambitionen hat die Grenzen der Türkei zu ändern und bereit ist dafür Kriege mit Nachbarn in Kauf zu nehmen. Und die Kurden braucht er bis seiner Amtseinführung als neuer Herrscher der Türkei, 24 Stunden dancah wird die Kurdenfrage durch Friedhofruhe erstzt.

  • B
    bull

    @ von Student 765:

     

    Sie gehören ganz klar zur Erdogan Clıque. Genauso argumentieren AKP Leute. İrgenwelche Geschichten von früher herausholen, ca.100 Stunden ım Fernsehen ımmer und ımmer wıeder verbreiten bis die Leute es glauben.

     

    İm Falle der Türkei kann es keine Faırniss mehr geben. Es stimmt was viele gesagt haben. İn der Türkei wird seit einiger Zeit,genauer seit Machtantritt der AKP mehr oder wenigerr offen zur Gewalt gegen alle Nichtmuslime aufgerufen. Dies sagt natürlich nicht die 1.Riege des Machtapparates. Dies wird Sie erst tun wenn Sie alle Machtmittel in der Hand hat.

  • G
    Gasbläser

    Spezialkommandos? Leider konnte den Bildmaterialien nicht entnommen werden, ob das Militär involviert ist.

     

    Zwischen Erdogan und Bayern gibt es Gemeinsamkeiten. Die Bayern lieben Könige, Diktatoren und Erdogan sieht sich als einziger osmanischer Groß-Reichsführer. Beide bekämpfen und entlassen/inhaftieren nicht systemkonformes Personal.

     

    Erdogans Gegenpropaganda/Hasspredigen bauen gezielt Feindbilder auf.

    Das ist typisch für diktatorische Systeme und wird u.a. hier erklärbarer:

    "Despoten dichten: Sprachkunst und Gewalt", Konstantin Kaminskij, Albrecht Koschorke.

     

    Aus deren Fachbereich (OS9): "Das Seminar soll sich mit der verstörenden Tatsache auseinandersetzen, dass viele Gewaltherrscher des 20. Jahrhunderts der schönen Literatur zugetan waren. Ins Auge springt dabei vor allem der enge Zusammenhang zwischen den Welterneuerungsphantasien der künstlerischen Avantgarden und der ‚staatskünstlerischen‘ Programmatik der Diktatoren.

     

    Als Arbeitshypothese soll gelten, dass Diktaturen hochgradig prekäre Herrschaftsformen sind, die sich nicht auf eine traditionelle Legitimationsgrundlage stützen und deshalb von Grund auf neu ‚erfinden‘ müssen. Vor diesem Hintergrund erscheinen die Gewaltherrscher an ihrer Spitze als self-made men nicht nur in politischer, sondern auch in ästhetisch-poietischer Hinsicht: Sie müssen das Gemeinwesen, das sie sich unterwerfen, durch die Kraft ihres Wortes allererst schaffen.

     

    Es wird zu fragen sein, was diese fatale Verwandtschaft zwischen politischer und poietischer Weltenschöpfung für das Verständnis von Literatur im Allgemeinen bedeutet."

     

    Ungarn erfindet sich ebenso neu.

     

    "Das Gesundheitsministerium will gegen alle ermitteln, die Verletzten geholfen haben." Ist die Türkei wirklich eine art Demokratie? Es ist erschreckend mit welchen Mitteln und Macht Erdogan gegen seine Bürger vorgeht. Und wenn du nicht mein Personal sein willst, schlag ich dir den Schädel ein.

     

    Wäre auf einer Demonstration die Nutzung von 10x Husqvarna 125BVx Laubbläser legitim? Das Kombigerät lässt sich nur mithilfe eines Schraubendrehers von einem Sauger zu einem Bläser umwandeln.

     

    Die Frischluft Gruppe.

  • B
    bull

    İch fordere eın sofortiges Ende der EU Beitrittsverhandlungen. Desweiteren fordere ich dass dıe EU alle Hilfen aus den EU Fonds die an die Türkei geflossen sind zurück. Dies sind auch meine Steuergelder und ich will Sie zurück.

     

    Solange dıe Türkei ein İslamfaschistischer Staat ist haben Beitrittsverhandlungen keinen Sinn. Diese Erdogan Clıque hat eh bald kein Geld mehr, es gibt nichts mehr zu verkaufen.

     

    Ein Türke

  • M
    Miriam

    @Fatima

     

    Und alle die einen Führer wollen sind ziemlich hohl. Das merkt bei dir schon an deiner intelligenten Leistung einen Widerspruch zu finden der keiner ist.

     

    Die Demo für Erdogan war im vergleich zu den Protesten gegen ihn übrigens ein Witz!

  • HB
    herhangi biri

    #direntaz, #direndeniz

  • F
    Fatima

    "die Polizei direkt daneben handelt nicht."

     

    Seltsam, sonst verlangt ihr doch das die Polizei sich ruhig verhält, jetzt tut sie es und euch passt es wieder nicht.

     

    Ich war in Istanbuld. Großartige Demo für Erdogan, vorallem ganz ohne Gewalt. Erdogan wird hoffentlich sein leben lang unsere Türkei führen!

  • KH
    Karin Haertel

    Erdogan ist wie Assad. Es waere schoen wenn man in unserer Regierung und allen Parteien nun endlich mal die Scheuklappen abnehmen wuerde und die Angst der Bundesbuerger endlich ernst nehmen wuerde anstatt sie immer nur zu verharmlosen

  • T
    Teermaschine

    Nein, nicht der irre Erdo ist das Problem - es ist das irre türkische Volk, das diesen islamistischen Schwadroneur mit einer satten demokratischen Mehrheit im Amt bestätigte und das wohl auch wieder tun würde, wenn sich die AKP in dieser Frage nicht selbst Fesseln angelegt hätte.

     

    Und nicht minder irre sind jene politischen Kreise in der BRD, die der Türkei besser heute als morgen alle Türen nach Europa öffnen wollen - als ob es der Gemeinschaft neben dem Karussellbremser Urban und dem mafiösen Hafensänger Berlusconi an durchgeknallten Heilsbringern mangeln würde.

  • CA
    Capulcu Arif

    Good Job, Deniz!

  • H
    hefehe

    Nun endblösst sich Erdogan und die Welt schaut zu.Und alle merken das er ein Despot ist ein Diktator der den Islam in seinem Herzen trägt und keine widerworte duldet.

     

    Die frechen Äusserungen die er in Köln vor seinen Türken mehrmals gemacht hat, haben leider von unserer feigen Regierung keine entsprechende Reaktion gebracht.

     

    Man ist ja höflich. aber nun zeigt er sein wahres Wesen. Diktatorisch, brutal , lügend, emphatielos. So war er schon immer, der Wolf im Schafspelz. Die EU braucht solche Lichtgestalten. Nur keiner hat es vorher gemerkt obwohl alles auf dem Tisch seit langem lag!

  • J
    JadotA

    Nicht verwechseln: Leguan und Erdogan (lguanidae & terrariumidae). Beide sind Reptilien, der eine ist vegetarisch, vierbeinig und hat ein dicker Schwanz, der andere ganz das Gegenteil, nur zwei Beinen. Geistig sind beide verwandt, stur und kompromißlos.

     

    Der Leguan legt sich auf Bäume, aber nie an der zweite legt sich nur an, auf Erde wie der Name sagt, mit jedem, der ihm ein Bein stellt oder hat.

     

    Seine Art (dictatorus vulgaris) ist weltweit zunehmend gefährdet, durch schleichende Demokratie (popularis virus) deshalb reagiert er oft mit Wucht und Tränengas, wenn er von De_monstr_tanten (manifestus monsirum demonstrare) kritisiert bzw. durschaut wird.

     

    Er zögert nicht, Waffen, Gewalt und Polizei gegen sein Volk einzusetzen. Mit Freude und sofort sogar. Das versteht er unter „Kompromiß“ (blabla ridiculus), um sein Gesicht zu bewahren.

     

    Mit Verlaub, ist die Frage, ob es sich bei dem Ansicht bzw. -lizt lohnt? Ein steht fest, dieser terrariumidae (erdoganovae vulgaris) macht eine triste Figur.

  • T
    toyak

    Dass die Polizei nicht handelt, wenn die Anhänger der Regierung Demonstranten angreifen, dürfte uns doch nicht überraschen. Im Jahre 1993 griff ein islamistischer Mob in Sivas ein Hotel und steckte diese im Brand, wodurch 37 Menschen meist alevitischer Glaube ihr Leben dort lassen mussten. Auch in Kahramanmaras, Corum kam zu zahlreichen Morden seitens solchen Mobs.

     

    Wenn man dies weiß, dann muss man sich fragen, worauf der Sultan Erdogan hinaus will? Er spaltet die Gesellschaft und schafft innerhalb der Gesellschaft Feinde für seine AnhängerInnen.

     

    Seine Rhetorik setzt er als Waffe gegen bestimmte Bevölkerungsteilen. Er lügt, erzählt noch Geschichten, die bereits als unwahr feststehen.

  • B
    Buster

    Hi TAZ und Herr Yücel,

     

    finde sehr gut dass ihr so aktuell von vor Ort darüber berichtet, aber könnt ihr entweder den Artikel als eine Art Live-Ticker aufbauen, damit man sieht das alles schnell gehen musste oder jemanden nochmal drüber lesen lassen. Der Text strotzt nur so von grauenvollen Rechtschreib- und Grammatikfehlern, da macht das Lesen wenig Spaß und die beste Publicity als erster Artikel auf taz.de ist es auch nicht. Gruß

  • BB
    Bernd Baron

    Hallo Europa,

     

    wie lange will sich Europa, diesmal gegenüber Herrn Erdogang(-Assad*), bei all den Toten wie beschämenden Bildern, weiterhin in Bescheidenheit und Rücksichtnahme üben; und dass - jetzt - wirklich vor der eigenen "Haustür"!

     

    Wie lange wird es wohl brauchen bis Herr Erdogan(-Assad*) des Machterhalts wegen, mit dem - türkischen - Militär einen Deal aushandelt und das Militär sich zum wiederholten Male "als Retter der Demokratie" aufführen darf; mit den effektivsten Waffen der NATO ausgerüstet um uns dann mindestens gleich grausame Bilder wie wir sie derzeit aus Syrien erfahren, anzubieten.

     

    * das Geschehen in der Türkei wie auch die Sprache des politisch Verantwortlichen dort ist so bedrückend dasselbe, wie wir das vor nicht ganz eineinhalb Jahren in Syrien erleben durften.

     

    Alles gafft und Herr Westerwelle mahnt allein moderatere Töne an!?!? Das ist doch alles gaga!

  • I
    Ipuh.

    Diesmal habt ihr euch selbst übertroffen, was die Anzahl an Rechtschreibfehlern angeht.

     

    Wobei ich die prompte Berichterstattung natürlich zu schätzen weiß. Teilweise finde ich sie zwar etwas unsachlich, fettglänzendes Gesicht und so, vermute aber, dass es genauso war... und irgendwie halte ich das dieses "fettglänzend" auch für ein wichtiges Attribut, war doch die Person in ihrer Gänze bestimmt so unangenehm, dass Sie gar nicht anders konnten, als auch diese Kleinigkeit zu erwähnen. Aus eben diesem Grund liebe ich Ihre Artikel!

  • C
    Christian

    Gegen die Ärzte soll ermittelt werden ... wegen was? Ist es nicht sogar die Pflicht von Ärzten überall, Verletzten zu helfen?

  • P
    PeterWolf

    Die jungen Stadttürken wären in Deutschland besser aufgehoben als die ländlichen Anatolier (Stadttürken sagen auch "Kurden" zu denen), die aus wirtschaftlichen Gründen hier logischerweise die Mehrheit der "Türken" darstellen und in der Türkei die rückständige Mehrheit für Erdogan bilden.

     

    Ist zwar etwas vereinfacht (da z.B. auch ein Daniel Bax geistig zu den ländlichen Anatoliern gehört), aber doch etwas differenzierter als alle "Türken" über den gleichen Kamm zu kämmen wie die Deutschen. Die Erkenntnis wird aber nicht viel helfen, da wir die Gruppen nicht miteinander tauschen können. Wie meistens ratlos

  • JP
    Jean Peters

    Vielen Dank für die regelmäßigen Berichte! Es nimmt unsere ganze WG mit, immer wieder die Nachrichten aus der Türkei zu lesen, etwas sprachlos alles hier. Bitte weiter berichten, weiter so!

  • M
    Mcrain

    Ich beobachte seit Tagen die gesamten Berichterstattungen, sowohl in den deutschen und ausländischen Medien, als auch in den türkischen Medien.

     

    Interessant ist wirklich, wie in den ausländischen Medien versucht wird, und zwar mit aller Macht, den türkische Premierminister als Bösewicht darzustellen und die Protestierenden als friedliebende und ihre Rechte suchende Opfer, die mit 'brutaler Gewalt' unterdrückt werden. Hierzu werden Aussagen/Sätze des Premierministers oder auch anderer AKP-Funktionäre teilweise bei der Übersetzung einfach weggelassen(bei PHOENIX) oder nur Teileindrücke und aus dem Geschehen herausgerissen Bilder gezeigt. So wie es halt passt, um das Bild des 'bösen' Erdogan zu schaffen.

     

    Eine gewisse Enttäuschung über die Medien kann ich nicht verbergen. Ich dachte immer die deutschen Medien wären zumindest einigermassen objektiv und wahrheitsgemäß.

     

    Ich muss dazu sagen, ich finde es echt toll, wenn man wegen einer guten Sache auf die Strasse geht und FRIEDLICH demonstriert. Friedlich heisst für mich aber, dass man keine Autos demoliert, anzündet oder sonst irgendwas beschädigt oder sogar Polizisten, die den Platz sichern und niemanden angreifen, mit Molotow-Cocktails und Steinen bewirft.

     

    Dann hört für mich der Spass auf. Denn DAS konnte ich nämlich bei einer Live-Übertragung beobachten. Wo bleibt denn da der friedliche Protest?! Was würde denn geschehen, wenn man hier in Deutschland das während einer Demonstration machen würde? Würde die Polizei dann einfach nur zusehen?

     

    Ich kenne das hier so, dass man eine Demo zunächst anmelden und genehmigen lassen muss. Zudem wird der Platz bzw. die Strasse festgelegt, auf der die Demo stattfinden soll. Wird dieser verlassen, gibt's auch hier Probleme mit der Polizei. Und genauso ist das in fast JEDEM Land. Demonstriert werden durfte nämlich nur beim bzw. im Gezi Park, das ein Teil des Taksim-Platzes ist.

     

    Ist das dann verwunderlich, dass die Polizei eingreift, wenn einige Randgruppen nicht im Gezi sondern auf dem ganzen Taksim randalieren?! Ich finde, die Initiatoren dieser Demonstration hätten dafür sorgen müssen, dass die Demo friedlich bleibt.Es hätte besser geplant werden müssen, um Radikalen nicht die Gelegenheit zu geben zu randalieren. Dann wäre alles nicht so eskaliert.

     

    Übrigens gab es auch tote und verletzte bei der türkischen Polizei. Zwei Polizisten wurden sogar ANGESCHOSSEN (nicht mit Pfeffergas, sondern mit scharfen Waffen)! In den hiesigen Medien wurde das nämlich nicht gesagt. Soviel zur FRIEDLICHEN Sache!

  • AC
    alman capulcu

    Carsi - herseye karsi

  • S
    Student765

    Das Militär hat schon dreimal das Ruder in der Türkei übernommen und dreimal wurde der Regierungschef, der beim Volk sehr beliebt war und unter denen die Türkei sozusagen nicht mehr abhängig war vom Westen.

     

    Adnan Menderes, wurde 1960 gestürzt. Stimmenanteil seiner Partei: 48%. Gründe:

     

    -Vorwurf, dass sich die Demokratische Partei über kurdische Stammesführer und Scheichs in ihren Reihen für einen Regionalismus zugunsten der Kurden eingesetzt hätte

     

    - Vorwurf diktatorischer Tendenzen

     

    1971: Das Parlament und die Regierung wurden für Anarchie und Bruderkrieg, soziale und wirtschaftliche Unruhe verantwortlich gemacht. Die Zukunft der türkischen Republik sei unter einer schweren Bedrohung.

     

    1980: Als Gründe für den Putsch nannte die Militärjunta: Schutz der Einheit des Landes, Sicherung der nationalen Einheit und Gemeinsamkeit, Verhinderung eines Bürgerkrieges und Wiederherstellung der Staatsautorität. UNTERSTÜTZT durch NATO und USA .

     

    Und jedesmal wurde die Türkei gesellschaftlich und wirtschaftlich zurückgeworfen. ALSO WACHT AUF! UND BERICHTET UNPARTEIISCH und BLEIBT FAIR!