zurück in die zukunft:
Menschen neigen seit jeher dazu, ihren Lebensraum zu erweitern. Sie lassen sich dafür auch an Orten nieder, an denen zum Teil extreme Bedingungen herrschen. Und je weiter die Zivilisation fortschreitet, wächst der Anspruch, es dabei auch bequem zu haben. Das 20. Jahrhundert hat da ungeahnte neue Räume erschlossen – oder zumindest die Hoffnung darauf geweckt. 1959 schuf Eberhard Binder-Staßfurt, ganz im Geiste des ungebrochenen Fortschrittsoptimismus der damaligen DDR-Offiziellen, die Vision einer Stadt im ewigen Eis. Die Idee: Menschen könnten sich hier, mit Energie versorgt vom nebenan gelegenen Atomkraftwerk, fleißig dem Ressourcenabbau widmen. Natürlich ohne auf zivilisatorische Annehmlichkeiten wie Park, Schwimmstadion oder Kulturhaus verzichten zu müssen.
Ein derartig bequemes Leben in extremer Kälte ist bis zum Ende der DDR nicht Wirklichkeit geworden. Allerdings kommt die McMurdo-Station, die größte Forschungseinrichtung der Antarktis, heute relativ nah an diese Vision heran: Sie hat 85 Gebäude, eine eigene Zeitung, eine Fernsehsender, eine eigene Kapelle und ein Treibhaus für Frischgemüse. Und in Zeiten, in denen sich durch das Auftauen des arktischen Eisschildes potenziell neue Schifffahrtsrouten öffnen und trotz des internationalen Antarktisvertrags viele Staaten Ansprüche auf Gebiete um den Südpol erheben, könnte die Frage nach dauerhaften Ansiedlungen in eisigen Weiten wieder auf die Tagesordnung kommen. Dann aber bitte ohne AKW. Daniel Cassel
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