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zurück in die zukunft

Zukunftsbilder der Vergangenheit und was man aus ihnen lernen kann, erkunden wir hier in jeder Ausgabe. Illustration: Fototeca Gilardi/akg-images

Rushhour in der Metropole. Draußen ist es schon dunkel, die Reklametafeln der Kinos und Nachtclubs auf der Avenue leuchten. Doch statt verstopfter Straßen und fluchender Taxifahrer zieht der Verkehr beinah geräuschlos wie auf einer Schnur vorbei. Kein Stau, kein Gehupe. In Reihen fahren die Menschen in vierrädrigen Gefährten, die von einer ­Glaskuppel überdacht sind. Jeder für sich, und doch alle zusammen. Das Individuum im Mittelpunkt eines kollektiven Verkehrs.

„Werden wir uns so in der Stadt fortbewegen?“, fragte sich das italienische Magazin La Domenica del Corriere im Jahr 1962 und ließ als Antwort den Illustrator Walter Molino eine Verkehrsutopie für die Titelseite zeichnen.So entstand die „Singolette“, das schlanke Mini-Auto. Die rollerartigen Mobile entlasten nicht nur den Verkehr und sorgen dank der Übersichtlichkeit für weniger Unfälle, sondern sind auch klimafreundlich. Denn laut dem italienischen Journalisten Edoardo Poeta hatte Molino seine „Singolette“ als Elektrofahrzeug ­entworfen.

In letzter Zeit tauchte das Bild immer wieder in den sozialen Medien auf. Angeblich habe Molino mit seiner Zeichnung eine Dystopie für das Jahr 2022 entworfen – und damit die Coronakrise prophezeit. Die Glashauben auf den Fahrzeugen wurden als Social-Distancing-Maßnahme gedeutet. An der Geschichte ist aber nichts dran, wie ein Faktencheck der österreichischen Nachrichtenagentur APA belegen konnte. Molino war kein Hellseher. Zumindest nicht was die Pandemie betrifft. Aber wer weiß, vielleicht steigen wir irgendwann wirklich in die Singolette“. Charmanter als die SUVs, die unsere Innenstädte verstopfen, ist sie allemal. Jannis Holl

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