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zur Wahl gestelltDer Eigentorschütze

Jägers politisches Comeback?

Senator war er mal. In der Ampel-Koalition, 1991 bis 1995. Aber dann unterlief ihm eine verhängnisvolle politische Fehleinschätzung: Der Grüne Umweltsenator Ralf Fücks hatte ihn provoziert, indem er ohne Rücksprache im Senat Vogelschutzgebiete nach Brüssel meldete. Wirtschaftssenator Claus Jäger (FDP) hatte auf die Flächen ein Auge als künftige Gewerbegebiete geworfen. Die „Piepmatz-Affäre“ war geboren, und die FDP nahm sie zum Anlass, die Koalition aufzukündigen – in der Hoffnung auf kräftige Zuwächse bei Neuwahlen.

Aber es kam anders: In panischer Angst vor einer Rot-Grünen Koalition spaltete sich der rechte SPD-Flügel ab und wilderte als „Arbeit für Bremen“ kräftig im FDP-Revier. Resultat: Die FDP flog mit 3,4 Prozent der Stimmen achtkantig aus der Bürgerschaft und verschwand in der politischen Versenkung. „Damals wurden Täter und Opfer verwechselt“, ärgert sich Jäger noch heute über die Ungerechtigkeit der Wähler. Vier Jahre später kam es noch dicker: 2,5 Prozent. Senator Jäger zog sich nach der 95er Wahl-Klatsche in seine Anwalts- und Notarskanzlei zurück. Zum zweiten Mal übernahm er den Landesvorsitz von Peter Braun, der per Rücktritt die Verantwortung für die Schlappe übernahm.

Jäger, der auf den grausoßigen FDP-Wahlplakaten noch ein bisschen blässlicher wirkt als sonst, sieht seine Kompetenzen als Jurist auf den Gebieten Rechts- und Innenpolitik; durch seine Senatorentätigkeit zusätzlich in der Wirtschaftspolitik – klassische Themen der Liberalen, um die es in der FDP-Bundestagsfraktion Gerangel geben wird. „Da müsste man sich wohl ein bisschen den Anforderungen anpassen“, sagt Jäger – wenn der Sprung ins Parlament denn gelingt.

In Koalitionsfragen lässt der 58-Jährige sich nicht festlegen: „Es ist richtig, dass wir ein eigenständiges liberales Profil entwickeln.“ An der „Wende“ hatte Jäger Kritik, allerdings eher aus stilistischen Gründen: Ihm missfiel, wie Genscher damals die Partei gekapert hat, ohne über den Fahnenwechsel einen Parteitag abzuhalten. „Aber inhaltlich hat die Koalition getragen“, sagt Jäger, „sonst hätte sie auch nicht 16 Jahre gehalten.“ Selbst sieht er sich nur in Details als Konservativer: „Meinetwegen müssten Frauen nicht unbedingt ans Gewehr.“ Und die Hürden zum Schutz des ungeborenen Lebens sind ihm nicht hoch genug. Mit den spaßorientierten Aktionsformen der Parteispitze hat er indes kein Problem: „Mir behagt zwar die Inszenierung von Wahlen grundsätzlich nicht“, sagt der zurückhaltende Mann, aber Westerwelles PR-Tricks seien doch „ganz pfiffig“, zumal sie nicht mit einem Verzicht auf Inhalte einhergingen.

Geärgert hat er sich über seinen Parteifreund Jürgen Möllemann – weniger wegen der Konstroverse mit Michel Friedman: „Die Wortwahl war eher eine Geschmacksfrage. Da sind zwei Egomanen aufeinander getroffen“, sagt Jäger. „Unerhört“ fand er indes die Demonstration des Zentralrats der Juden vor der Berliner FDP-Zentrale.

So richtig „stinksauer“ war Jäger, als Möllemann mitten im Wahlkampf von einer Reduzierung auf acht Bundesländer sprach. „Was soll das“, schimpft der Bremer FDP-Chef, „nach’m Fallschirmsprung an der Nordseeküste so was zu sagen?“ Danach hat er dem Fallschirmspringer auch was gesagt: die Meinung. „Möllemann ist unberechenbar“, weiß Jäger, „sonst wäre er längst Parteivorsitzender.“ Jan Kahlcke

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