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zahl der wocheZuverlässiger als die Zentralbank – der Big-Mäc-Index

DER WAHRE WERT DES EURO

Ach, der Euro. Was haben wir ihn gelobt, als er noch ganz frisch war. Selbst die taz schrieb am 5. Januar 1999, alles deute darauf hin, „dass die Anleger sich auf Euro-Wertpapiere stürzen“, dass „der Euro an Wert hinzugewinne“ und dass „der Dollar schwächer“ werde. Und jetzt? Anleger, die auf den Euro gesetzt haben, möchten sich am liebsten sonstwohin stürzen, nur nicht auf Wertpapiere. Der Euro ist so schwach wie Joschka Fischer nach einer Nulldiät, der Dollar dafür umso stärker.

Sind sie genervt, können Sie es nicht mehr hören? Täglich neue Hiobsbotschaften über den fallenden Wert der Gemeinschaftswährung – und jeder sucht die Schuld woanders: bei den Amerikanern, bei den Südeuropäern, bei der SPD, bei den Österreichern. Aber keiner sagt, wie viel der Euro wirklich wert ist. Dabei ist es doch das, was Sie wissen wollen. Rechnen Sie den Eurowert selbst aus – mithilfe der Kaufkraftparitätentheorie.

Dazu nehmen Sie ein globales Gut – also eines, das es überall auf der Welt gibt. Zum Beispiel den Big Mäc. Er kostet in dem Land, aus dem er kommt, 2 Dollar und 51 Cents. Vergleichen Sie nun den Preis für einen Big Mäc in unterschiedlichen Ländern. Am billigsten ist er in Malaysia, da kostet er umgerechnet nur 1,19 Dollar. In Israel ist er am teuersten – 3,58 Dollar zahlt man dort für den Fraß.

Wenn nun der US-amerikanische Big-Mäc-Preis einem Index von 100 entsprechen soll, dann entspricht der israelische Preis einem Index von 143 – was bedeutet, dass der israelische Schekel um 43 Prozent überbewertet ist. Dreisatz, erinnern Sie sich? Alpenfreunde, aufgepasst: Nur 10 Cent billiger als in Israel ist der Big Mäc in der Schweiz – dort kostet er 3,48 Franken. Fazit: Die Währung ist um 39 Prozent überbewertet. Der malaysische Ringgit ist dem Index nach um 53 Prozent unterbewertet. Ihm folgt auf der Skala der chinesische Yuan, der um 52 Prozent unterbewertet ist.

Und der Euro? 2, 56 Euro würde man in Euroland für einen Big Mäc zahlen, wenn es den Euro schon als Zahlungsmittel gäbe. Weil es ihn noch nicht gibt, hat der britische Economist – der Erfinder des Big-Mäc-Indexes – die europäischen Währungen einzeln aufgelistet: In Deutschland kostet der Big Mäc 4,99 Mark, das entspricht 2,37 Dollar. Die deutsche Mark ist also um 6 Prozent unterbewertet. Der französische Franc ist um 4 Prozent überbewertet. Lira und Peseta hingegen, die als „Weichwährungen“ verschrien sind, bieten ein gewaltiges Aufwertungspotenzial: Die italienische Währung ist um 14, die spanische um 17 Prozent unterbewertet.

Und der Euro? Er ist dem Big-Mäc-Index zufolge um 5 Prozent unterbewertet. Daraus lässt sich auch sein wahrer Wechselkurs zum Dollar errechnen: 0,98 Dollar – und keinen Cent mehr.

KATHARINA KOUFEN

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