zahl der woche: Ausländer rein – oder Deutschland wird entvölkert
Rechnen gegen Rassismus
Nur 0,9 Babys pro 100 Einwohner haben die Deutschen 1998 zustande gebracht. Dagegen sind immerhin ein Prozent gestorben. Tendenz: Die Deutschen sterben aus.
Was tun? Da können die Familienwerte noch so sehr beschworen werden, wie die konservativen Parteien es immer wieder tun. Da können seitenweise Bücher vom Frausein durch Gebären vollgesülzt werden – keine Chance. Was hilft?
478.000 Ausländer. So viele Menschen müssten bis 2050 jedes Jahr nach Deutschland kommen – dauerhaft, versteht sich. Diese Zahl nennt der Economist unter Berufung auf eine Studie des UN-Bevölkerungsprogramms.
Ohne neue Einwanderer hingegen dürfte Deuschlands Einwohnerzahl rapide schrumpfen: Von derzeit rund 82 Millionen auf 75 Millionen im Jahr 2030 und weiter auf 58 bis 60 Millionen bis zum Jahr 2050.
Das allein wäre kein Drama: Zumindest die Wohnungsmieten würden sinken, die Staus auf den Autobahnen sich womöglich von selbst auflösen, die Hörsäle in den Unis angenehm betretbar sein. Und die Massenarbeitslosigkeit könnte der Vergangenheit angehören. Doch nein, die reine Idylle kommt nicht auf uns zu. Denn 2030 wird womöglich jeder Zehnte über achtzig sein. Zugleich wird sich die Zahl der Erwerbstätigen im Alter zwischen 15 und 60 massiv verringern: um netto 10 Millionen bis 2030, um mehr als 20 Millionen bis 2050.
Denn der Trend hält an: Die geringe Zahl von Kindern von heute wird in dreißig Jahren eine geringe Zahl von potentiellen Eltern bilden, die dann auch wieder nur null Komma neun Kinder in die Welt setzten und so weiter und so fort. Schon jetzt ist jeder dritte Deutsche über 60 – und damit größtenteils aus dem Arbeitsleben ausgeschieden. 2030 oder 2050 wird also nicht nur die Massenarbeitslosigkeit im Geschichtsbuch dem Kapitel „Neuzeit, kurz vor dem Ende“ angehören, sondern die Vision vom Wohlstand für alle endgültig auch – ohne Immigranten.
Derzeit lassen sich jährlich etwa 700.000 Ausländer in der Bundesrepublik nieder, doch verlassen etwa gleich viele Menschen das Land – freiwillig oder nicht. Deutschland müsste also 50 Jahre lang regelmäßig 1,1 bis 1,2 Millionen Einwanderer aufnehmen. Das wären dann bis 2030 etwa 15 Millionen Ausländer – genug, um uns Rentnern das Überwintern in Spanien zu sichern, genug, um den dann über 8 Millionen greisen Deutschen ihr Süppchen im Altersheim zu kochen. Aber: Ob „die Ausländer“ das wollen? Zur Zeit gilt das Leben in Deutschland im Ausland nämlich als gefährlich. KATHARINA KOUFEN
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