zahl der woche: Renate Künast will mehr Platz fürs Federvieh
So viel Auslauf wie ein Ökohuhn
Ein erleichtertes Aufgackern könnte Renate Künast erreichen, wenn sie vor Ostern die neue Hennenhaltungsverordnung vorlegt. „Die Ministerin will mehr durchsetzen, als die EU-Richtlinie vorschreibt“, sagte gestern Karin Schwabenbauer, Leiterin des Tierschutzreferats im Verbraucherschutzministerium. Die EU verlangt, dass ab 2003 jede Henne mindestens 550 Quadratzentimeter Platz haben soll. Das sind einhundert Quadratzentimeter mehr als bisher – ein Zuwachs, kleiner als dieser Artikel. Tierschützer hatten die Regelung als unzureichend angeprangert.
„Künasts Idealvorstellung ist, dass alle Hennen so viel Platz haben wie Ökohennen“, sagt Schwabenbauer. Das hieße vier Quadratmeter Fläche für jede. Doch gegen solche Vorstellungen laufen die Hühnerbesitzer Sturm. Schon bei Umsetzung der neuen EU-Richtlinie haben sie Entschädigungsklagen angedroht, da ihre Ställe dann unwirtschaftlicher würden. „Es wird juristisch zu klären sein, was machbar ist“, sagt Schwabenbauer. Nächste Woche bespreche sich Künast mit den Agrarministern der Länder. Geprüft wird im Hause Künast derzeit auch, ob man die Käfighaltung im Rahmen der EU-Richtlinie weiterhin gestattet, den Umstieg auf Freilandhaltung aber mit Fördergeldern versüßt. Dem müsste allerdings die Europäische Komission noch zustimmen.
Spätestens 2012 ist es mit den alten Legebatterien ohnehin vorbei. Danach erlaubt die Europäische Union neben der Boden- und Freilandhaltung nur noch so genannte „ausgestaltete Käfige“ mit 750 Quadratzentimeter Fläche, einem Nest, einer Sitzstange und einer Ecke zum Scharren. „Ein Käfig bleibt ein Käfig“, sagt Heidrun Betz, die Sprecherin des Deutschen Tierschutzbundes. „Wir hoffen, dass die Regierung die Käfighaltung ganz verbietet.“
RALF GEISSLER
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