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wortwechselDie Opposition darf sich nicht anbiedern

Die Grünen sollten sinnfreie Entscheidungen der Regierung nicht kritiklos hinnehmen.Tierwohlabgaben gerne, aber nicht nur über Umsatzsteuer. Machtstrukturen verlernen

Tierwohlabgaben

„Zulage für Tierwohl ist machbar“,

taz vom 3. 3. 21

Für das Tierwohl muss einiges getan werden. Solange aber ein Großteil in Deutschland produzierter Milch- und Fleischprodukte in den Export gehen – wo nur der Preis zählt –, ist schwer nachvollziehbar, warum nur der deutsche Verbraucher über Mehrwertsteuer oder Tierwohlabgabe die Einkommenssicherung der Landwirte finanzieren und den Export subventionieren soll. Ein typischer Klöckner-Trick. Fair lässt sich Tierwohl nur über ordnungspolitische Maßnahmen sichern, nicht über Bestrafung des einheimischen Verbrauchers. Peter Knoedel, Paphos

Prekäre Seeleute

„Meere voll mit Containerschiffen“,

taz vom 2. 3. 21

Ich finde es sehr beachtlich, wie erfolgreich die Seeverkehrswirtschaft abschneidet (Gewinn für 2020: Maersk und Hapag-Lloyd je 2,7 Milliarden Euro). Das wirft für mich die dringende Frage auf, wieso Seeleute, meist aus Asien, zu solchen prekären Bedingungen beschäftigt werden dürfen. Hier stimmt das Verhältnis nicht. Einerseits versuchen private Sozialprojekte, mit Spenden in Coronazeit sich um gestrandete Seeleute zu kümmern und mit dem Nötigsten zu versorgen, und anderseits machen Unternehmen der Seelogistikbranche abenteuerliche Gewinne.

Christian Rose, Lübeck

Tabu Vermögenssteuer

„Irgendwie dafür, aber nicht zu sehr“,

taz vom 2. 3. 21

Ulrich Schulte kritisiert, dass die Grünen sich nicht offensiv zu ihrer Position zur Vermögenssteuer äußern. Dies ist jedoch nicht unredlich, sondern erforderlich.

Seit 2013 wissen wir, dass eine Partei, die ihr Programm ehrlich durchsetzen will, nicht über Steuern sprechen darf. Damals hatten die Grünen ein durchgerechnetes Klima-, Umwelt- und Umverteilungsprogramm mit detailliertem Steuerkonzept. Zum Dank für die Transparenz fiel die gesamte Medienlandschaft inklusive taz über die Grünen her, ein genüsslicher Artikel darüber, wem die Grünen wie viel „wegnehmen“ wollten, jagte das nächste Interview, mit Wähler*innen, die Geld verlieren würden. Über sonstige Inhalte wurde praktisch nicht mehr berichtet. Das Ergebnis war einstellig. Ich bedauere, dass es nicht anders zu gehen scheint, aber über Steuern zu sprechen, ist angesichts der Medienlandschaft in Deutschland leider nicht redlich sondern es ist völlig naiv, oder bedeutet, gar nicht gewinnen zu wollen. Silke Karcher, Berlin

Spasibo

„Meine Lehrjahre mit Gorbatschow“,

taz vom 2. 3. 21

Was für uns von Michail Gorbatschow in Erinnerung bleibt, ist die soziale Kompetenz und die empathische Liebe, mit der einer der mächtigsten Staatschefs der neueren Geschichte unsere Herzen erreichte.

Er hat seine todkranke Frau Raissa menschlich vorbildlich begleitet. Die frühen dümmlichen Beleidigungen aus der Schmähwerkstatt Birne in Bonn hat er übrigens brillant belanglos gestellt. Ihn mit dem Nazipropagandaminister Goebbels zu vergleichen, hat dem Urheber dieser Infamie aber politisch damals wenig geschadet, er reüssierte durch den Fall der Mauer, die Gorbatschow nicht stützen wollte und konnte.

Eine Epoche und ihr Nestor: Mit 9 Dekaden und wegen Glasnost & Perestroika im Jubiliäum unvergessen, Nastrovje. Martin Rees, Dortmund

Machtstrukturen

„Wir haben doch viel Glück gehabt“,

taz vom 1. 3. 21

Nein Frau Dribbusch, dass was Sie als vermeintliches „Weißen-Bashing“ und „Hetero-Bashing“ bezeichnen, ist keine Biodiskriminierung und der Spieß wird nicht „umgedreht“.

Es handelt sich hierbei vielmehr um das Benennen, Bekämpfen, tägliche Verlernen von Macht- und Beherrschungsstrukturen in Form von Rassismus, (Neo-)Kolonialismus, Sexismus, Heteronormativität. Eine Spießumkehrung zu konstruieren, ist historisch und politisch überhaupt nicht machbar.

Als ebenfalls zukünftig Oma gegen rechts hoffe ich, Sie schauen sich bis dahin noch mal die Macht-Diskriminierungs-Tötungsstrukturen der (männlich und weiß gelesenen) vermeintlichen Mehrheiten an, damit wir zusammen für die gleichen Rechte, Freiheiten, Gerechtigkeiten für alle solidarisch und kämpferisch weiterhin auch als Omas auf die Straße gehen können.

Kathy Czaja, Düsseldorf

Lob an Berlin

„Impfstrategie bleibt unverändert“,

taz vom 1. 3. 21

Wir sind beide 84 Jahre alt, seit Monaten halten wir uns an die Coronabestimmungen und die selbst auferlegte Vorsicht. Eines Tages liegen zwei dicke Briefe der Stadt Berlin in unserem Briefkasten. Wir werden darin ausführlich über die Wirkung des Impfstoffs informiert, müssen Fragen beantworten und in zwei Wochen mit Personalausweis und Impfpass erscheinen.

Pünktlich erscheint ein Taxi vor unserer Tür. Wir werden am Eingang des Messegeländes abgesetzt und gleich begrüßt. Endlich ist es so weit. Freundlich zeigt man uns den Weg zu den impfenden Ärzten. Wir können Fragen stellen, der linke Oberarm erhält die Injektion. Alles geschieht mit einer achtsamen,freundlichen Gelassenheit. Unser Taxifahrer erwartet uns schon und bringt uns nach Hause. Nach 10 Tagen soll der Schutz eintreten. Wir fühlen uns unserem Treffen mit unseren Kindern, Enkeln und Urenkeln näher, nachdem wir sie ein Jahr lang nicht sehen konnten. Ruth Käberich, Berlin

Überfällige Kritik

„Protestantismus und Angst“,

taz vom 3. 3. 21

Der beste Artikel zum Thema Coronamaßnahmen in der taz seit langer Zeit. Den richtigen Weg zur weitgehenden Bekämpfung der Epidemie zu finden ist schwierig. Aber man darf doch nicht jede sinnfreie Maßnahme der Bundesregierung kritiklos hinnehmen,wie es derzeit große Teile der Bundestagsfraktion der Grünen tun.

Als Oppositionspartei muss man die Finger in die Wunden der Regierenden legen und darf sich nicht als künftiger Koalitionspartner anbiedern. Umso mehr habe ich mich über die aus der linken Ecke überfällige Kritik zu den Beschlüssen der Bundes- und der Länderregierungen gefreut. Heinz Schönberger, Kempten

Licht in Sicht

„Protestantismus und Angst“, taz vom 3. 3. 21

Herr Gesterkamp schlägt wild auf alle ein, die vor der Entwicklung der Coronazahlen nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern einen gewissen Pessimismus an den Tag legen und zur Vorsicht mahnen. Das einem bestimmten Milieu oder einer politischen Strömung zuzuschreiben, ist schon schräg. Vielleicht sind all diese Pessimisten ja nur Optimisten, die nachgedacht haben. Ein Optimist vergisst, was nicht mehr zu ändern ist, aber: So weit sind wir in der Coronakrise noch nicht.

Danke daher für die durchaus optimistische Einschätzung von Malte Kreutzfeldt auf derselben Seite, warum zwar derzeit noch Geduld angesagt ist, es jedoch Licht am Ende des Tunnels gibt.

Katrin Schüppel, Essen

Reumütig

„Man hat noch nicht mal weggesehen“,

taz vom 27. 2. 21

Ich beglückwünsche die taz zu einem Artikel, der sich nicht scheut, selbstkritisch aufs eigene Milieu zu blicken. Die Schattenseiten der sexuellen Liberalisierung nach 68 werden heute gerne übersehen. Dazu zähle ich neben Kindesmissbrauch auch die rot-grünen Gesetze von 2002, die Menschenhandel und Zwangsprostitution in Deutschland zu einem Boom verhalfen.

Steffen Ackermann, Wuppertal

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