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workshop der taz panter stiftung und re:­co­ver ukraine„Danke, dass ihr uns helft, unsere Stimmen hörbar zu machen“

Als ich nach Hause zurückgekehrt bin, war ich voller neuer Energie und habe mein Textangebot über einen Zuchtbetrieb für Störe in Kriegszeiten noch einmal überarbeitet. Bingo, diesmal hat es geklappt! Ein Redakteur vom World Aquaculture Magazine hat nach einer halben Stunde geantwortet, ich hoffe, mein Artikel erscheint in der Septemberausgabe. Ich danke Euch“, schreibt die ukrainische Journalistin Anna Klochko in der Chatgruppe des Workshops.

Anna, die zwischen Sumy und Kyjiw pendelt, hat Ende Mai mit zwölf weiteren ukrainischen Kol­le­g*in­nen aus verschiedenen Städten an einem dreitägigen Workshop in Lwiw teilgenommen. Organisiert und finanziert wurde das Jour­na­lis­t*in­nen­trai­ning von der taz Panter Stiftung in Kooperation mit der Nichtregierungsorganisation Re:­Co­ver Ukraine, die ihren Sitz in Dänemark hat. Das Thema lautete: „Zwischen den Zeilen: Erfolgreiches Schreiben für westeuropäische Medien“. Der Workshop sollte den ukrainischen Kol­le­g*in­nen helfen, ihre Textangebote für westliche Medien zu optimieren und sich so auch dort Gehör zu verschaffen.

Schon vom ersten Moment an ist spürbar, dass alle Teil­neh­me­r*in­nen etwas wollen. Sie sprudeln über von Ideen, aber auch Fragen. Die Arbeitssprache ist Englisch, aber diese Bar­rie­re, für einige eine echte Hürde, wird überwunden. Juri Larin aus Charkiw, seit Kriegsbeginn am 24. Februar 2022 unfreiwillig zum Militärexperten mutiert, verfolgt während des Workshops in Echtzeit, wie sein Wohnhaus und das seiner Tante in Charkiw von russischen Drohnen getroffen werden. Aber, stellt Juri fest, so schrecklich das alles auch sei, immerhin könne er sich in Lwiw kurze Zeit von dem Bombenterror erholen und neue Kraft tanken.

Seit 2011 bringt die taz Panter Stiftung Jour­na­lis­t*in­nen aus Ländern des postsowjetischen Raums zusammen – nicht nur in Berlin. Re:­Co­ver Ukraine unterstützt Journalismus in der Ukraine und vernetzt Jour­na­lis­t*in­nen europäischer und ukrainischer Medien miteinander.

Am Ende sagen die Teil­neh­me­r*in­nen unisono: „Danke, dass ihr uns nicht vergesst und uns dabei helft, unsere Stimmen hörbar zu machen. Für uns ist das eine große moralische Unterstützung.“ Diese Sätze sind Ansporn genug, mit dem Engagement für die ukrainischen Kol­le­g*in­nen nicht nachzulassen. Die Chatgruppe gibt es noch. Mehrmals am Tag gehen neue Nachrichten ein. Die Teil­neh­me­r*in­nen diskutieren verschiedene Themen oder teilen einfach nur persönliche Erlebnisse. Sie halten zusammen und sind füreinander da. Barbara Oertel

Die Autorin ist Osteuropa-­Redakteurin der taz und Co-Leiterin des Workshops in Lwiw.

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