: wo die cdu ihre bildungsideen klaut
Bildungssparen ist grün
Herr Berninger, darf ich Sie ausnahmsweise zu einem CDU-Vorschlag befragen?
Na klar, manches kann man ja besser erklären als der politische Gegner.
Also, die CDU propagiert jetzt das „Bildungssparen“: Wie für’s Häuslebauen soll man auch für Seminare Geld zurücklegen können. Komische Idee, oder?
Nein, das ist eine gute Idee. Die ist nämlich von uns Grünen.
Verstehen Grüne was von Geld?
Das können die Leute draußen am besten beurteilen. Mit dem Plus, das sie dank unserer Steuerreform in ihren Geldbeuteln haben, fällt das gewiss nicht schwer.
Wie geht Bildungssparen?
Wir wollen den Leuten, die Geld für späteres Lernen auf die hohe Kante legen, einen staatlichen Zuschuss obendrauf geben. Die sollen genauso belohnt werden wie Häuslebauer.
Wann können Papi und Mami anfangen, für’s Studium ihrer Kinder zu sparen?
Wir denken gar nicht in erster Linie an die klassische Form „Eltern sparen für Kinder“. Ich will als Grüner lieber die erreichen, die für Lehrgänge, Kurse, sprich für ihre eigene Weiterbildung sparen. Da hapert es nämlich beim Bildungsbürger 2000: Alle sollen sich weiterbilden, aber kaum jemand hat Geld dafür übrig.
Wie sind Sie auf die Idee der „Bildungsgroschen“ gekommen?
Bildung ist heute so wichtig wie ein Dach über dem Kopf.
Warum klaut die CDU Ihre Ideen? Aus ideologischer Nähe?
Das hat wenig mit Ideologie und viel mit Bildungspolitik zu tun. Die ist oft so kompliziert, da merkt das Publikum nicht gleich, dass jemand abgespickt hat.
Gab’s schon Fachgespräche?
Nein, die Idee ist so bestechend, da brauchte es keine Fachgespräche. Für mich ist im Moment wichtiger, dass die SPD mitzieht. Wir sollten nicht, wie es bei Bildungsfragen so oft vorkommt, lange drüber labern, sondern das Bildungssparen noch vor der Wahl beschließen.
INTERVIEW: CHRISTIAN FÜLLER
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