wie machen sie das?: Die Finanzberaterin
Heide Härtel-Herrmann, 66, berät Frauen bei der Vermögensgestaltung. Sie betreibt den Frauenfinanzdienst in Köln und gehörte 1988 zu den Initiatorinnen des ersten bundesweiten Netzwerks für Frauenfinanzberatungen.
taz am wochenende: Frau Härtel-Herrmann, Sie beraten Frauen, die ihr Geld anlegen wollen. Wie machen Sie das?
Heide Härtel-Herrmann: Ich schaue, was die einzelne Frau will und braucht. Es gibt bei mir keine Standardlösung, keinen Zeitdruck und keinen Verkaufszwang. Frauen schätzen die Unabhängigkeit meiner Beratung – das gilt aber auch für Männer.
Hat sich im Laufe der Jahre viel verändert?
In der Finanzbranche wurden Frauen früher als Anhängsel des Mannes betrachtet, und jedes Gespräch über die Altersversorgung zielte auf den Mann. Das hat mich geärgert. Heute sind Frauen berufsorientiert und kümmern sich viel selbstverständlicher um ihr eigenes Geld.
Gehen Frauen anders mit Geld um, als es Männer in der Regel tun?
Die Unterschiede unter den Frauen sind heute größer als zwischen Frauen und Männern. Dennoch beobachte ich, dass manche Frauen keine große Lust auf das Thema haben und ihren Beratungstermin gern aufschieben. Aber es spricht sich herum, dass nicht alles, was mit Geld zu tun hat, automatisch schlecht ist.
Sind Frauen grundsätzlich mehr auf Sicherheit aus?
Bei älteren Frauen, die wenig Erfahrungen mit Wertpapieren haben und die einen einmaligen Betrag für ihre Rente anlegen möchten, erlebe ich das durchaus. Das ist nachvollziehbar. Aber ich berate auch viele junge Frauen, die Lust haben, etwas Neues auszuprobieren – das muss ja nicht unsicherer sein.
Haben Männer mehr Routine im Umgang mit Geld?
Männer sind in Paarbeziehungen traditionell viel selbstverständlicher zuständig für die Geldsachen. Aber auch das ändert sich. Ich erlebe Frauen, die ihre Töchter zur Beratung mitschleppen und diese dazu verdonnern, eigene Entscheidungen zu treffen.
Worin sind Frauen besser als Männer?
Ich behaupte, dass der Wunsch, Ökofonds zu erwerben, bei Frauen früher eingesetzt hat und viel selbstverständlicher zur Vorgabe gemacht wird.
Wie kann ein guter Umgang mit Geld denn aussehen?
Man kann sich zum Beispiel ein- bis zweimal im Jahr hinsetzen und das Depot und die Altersabsicherung anschauen. Und ganz wichtig: sich nicht verunsichern lassen. Gerade bei Geldangelegenheiten gibt es immer jemanden, der behauptet, etwas ganz anderes, viel Tolleres zu haben. Bitte nicht sofort davon ausgehen, dass das auch stimmt. Interview:
Christina Spitzmüller
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