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wie machen sie das?Die Taucherin

Maria Unverricht, 38, hält den deutschen Rekord im Streckentauchen ohne Flossen – und ohne Sauerstoff.

taz am wochenende: Frau Unverricht, Sie tauchen ohne Sauerstoffflasche. Sie können fünf Minuten die Luft anhalten. Wie machen Sie das?

Maria Unverricht: Indem ich mich innerlich entspanne und keine Angst habe. Beim Freitauchen sollte man loslassen können und doch konzentriert und fokussiert auf den eigenen Körper sein. Macht man sich zu viele Gedanken und hat Stress, verbraucht der Körper mehr Sauerstoff und ist nicht in der Lage, lange ohne Atmen auszukommen.

Der mentale Zustand ist also von großer Bedeutung. Wie trainieren Sie dafür?

Natürlich hat man es einfacher, wenn man sich im eigenen Körper wohlfühlt, deshalb ist eine Grundfitness schon wichtig. Letztendlich findet der Tauchgang jedoch im Kopf statt. Es geht vor allem um Entspannung. Verschiedene Übungen in Yoga, Tai-Chi oder in der Meditation helfen. Das Training ist aber auch eine Sache der Wiederholung und Gewöhnung.

Was denken Sie, während Sie das letzte Mal einatmen?

Ich freue mich auf einen schönen Tauchgang. Man sollte einfach machen und gar nicht so viel denken. In zwei Weltmeisterschaften in diesem Jahr konnte ich das sehr gut trainieren. Beim Tauchen verschwindet alles um mich herum. Inzwischen auch in Wettkampfsituationen.

Also lieber gar nicht denken?

Na ja, ich bin trotzdem fokussiert auf meinen Körper und frage mich ständig: „Wie geht es mir?“ Mein Körper sagt dann: „Mir geht’s gut“, und es kann weitergehen.

Was ist, wenn der Körper mal sagt: „Mir geht ’s nicht gut“?

Es gibt das Risiko eines Blackouts. Wenn man sich überschätzt oder der Atemreiz zu spät kommt, kann es gefährlich werden. Deshalb: Immer mit Sicherheitspartnern zusammen tauchen. Gemeinsam macht das Ganze sowieso mehr Spaß.

Mit wem tauchen Sie gerne zusammen?

Mit Freunden im Urlaub. Dann fühle ich mich sicher und aufgehoben. Es ist toll, sich gegenseitig zu unterstützen, sich über die Erfolge der anderen zu freuen und im Nachhinein darüber zu plaudern.

Wären Sie manchmal gerne länger unter Wasser?

Ja, natürlich. Vor allem im Urlaub würde ich die Entdeckungen unter Wasser gerne länger beobachten. Andererseits kommen die Tiere auch nur deshalb so nah an uns Freitaucher heran, weil wir so wenig Ausrüstung haben. Beim Flaschentauchen ist es für einen selbst viel lauter und unbequemer. Nur weil es länger dauert, ist es nicht besser. Wenn man sich beim Freitauchen zwischendurch oben erholt und neuen Sauerstoff tankt, sind die Tiere meistens sogar noch da, wenn man wieder abtaucht.Interview Lilian Theweleit

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