: was macht eigentlich ...Ingrid Richter?
Sich abschirmen
Ingrid Richter braucht keinen Wetterbericht, um zu wissen, dass sie heute wieder unter einem Schirm vor dem Roten Rathaus stehen wird, wie jeden Montag seit Ende April, immer zwischen 17 und 18 Uhr. Der Schirm ist ihr Zeichen dafür, „dass wir normalen, redlich arbeitenden und Steuern zahlenden BerlinerInnen wieder einmal im Regen stehen gelassen werden“. Richters Protest zielt auf die Misere der Bankgesellschaft, ihre Botschaft trägt sie auf ihrem T-Shirt: „Knast für Landowsky, Rupf und Co.“ 36 Jahre hat Richter, heute 61 und Rentnerin, für die Berliner Sparkasse gearbeitet. Die Bankmanager hätten der Stadt den absoluten Todesstoß versetzt, hat sie auf ein Flugblatt geschrieben, Zivilcourage gefordert und dazu aufgerufen, montags mit Schirm zu ihr vor das Rathaus zu kommen. Doch ihre Gruppe ist seit April nicht gewachsen, sondern kleiner geworden. Mit neun Unterstützern fing sie an, jetzt seien es noch drei. Von Politikern habe es keine Rückmeldung gegeben. Ein Gefühl der Ohnmacht hat sie festgestellt in ihren Gesprächen. „Eine Sauerei sei das mit der Bankgesellschaft, meinen die Leute, und gut sei es, dass wir dort stehen. Und dann sagen sie doch: ‚Aber bringen wird’s ja wohl nichts‘“. Nach zwei Monaten erwartet auch Richter nicht mehr, dass sich um sie noch eine große Protestsammlungsbewegung bildet. Bei Attac ist sie Mitglied geworden, will mit Polit-Prof. Peter Grottian weiterarbeiten. Bei der montäglichen Schirmstunde aber soll es bleiben – zumindest bis zu ihrem Urlaub im August. STA/FOTO: PRIVAT
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