: was macht eigentlich ...Friedrich II.?
Wasser ziehen
Unsere Herzen erschüttert, der Verstand entrückt! Es ist wahrlich schauerlich. Dennoch: Auch unserer treusten Preußischen Pflicht, Herr Bundesbauminister, ziehmt es sich wohl anständiglich, das Törichte zu wagen: die ungeheuerlichen Missstände in unserer inniglich geliebten Denkmal-Landschaft auszusprechen. Fromm im Herzen und tapfer im Wesen, lasset uns das Unausschreibliche aufschreiben. Wohlan, auch wenn es zugegeben nicht leicht von der computerisierten Feder geht, dieses auf Papiere zu bringen: Das Denkmal Friedrich II. Unter den Linden zieht Wasser! Welch ungeheuerlichster Affront, welch Beleidigung unserer Majestät! Da sitzt er nun, der arme Tropf, hoch zu Rosse, die Uniform wohl drapiert, gewappnet der touristischen Bewunderungsstürme – an seinem Granitsockel jedoch, dort sprießen „unansehnliche Kalkausblühungen“! So ertönte die unfrohe Kunde aus der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung. Ach Feuchtigkeit, wo kommest du her, wer hat dich geschickt? Ein alter österreichischer Geheimbund gar? Oder etwa am Ende die deutsche Reichsarmee? Ach, komme wer und was noch wolle: Wir halten dagegen! Folget unserer Stadtentwicklungsverwaltung, die das Denkmal nun mit Kunststoff und Kupferblech abdichten wird. Die die voraussichtlichen Kosten von 20.000 Euro nicht scheuen wird. Die erneut restaurieren wird, auch wenn Friedrich, der Große, erst seit zwei Jahren wieder frisch zurechtgeputzt an seinem Platze steht. Wohlan, wir dichten treu zu Diensten – gerne auch ab! SLFOTO: ARCHIV
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen