was fehlt ...: ...der Hautkontakt
Ist der Fortpflanzungsakt, GV, Blümchensex, die „eheliche Pflicht“ etwa ein Zukunftsverlierer? Keine Kostante der Menschheitsgeschichte sondern ein Anachronismus aus der Zeit des Reproduktionszwangs? Aus Japan, dem Land der Kirschblüte, Technisierung und Roboter-unterstützter Altenpflege erreichen uns unsexy Neuigkeiten: Rund ein Drittel der jungen Menschen hat nicht nur das Interesse an Vermählung oder unverbindlicherer Beziehung verloren – auch die sexuelle Körperlichkeit halten sie für verzichtbar.
Wie der Guardian berichtet, sehen 40% der Anfang 20-jährigen Japaner einer kinderlosen Zukunft entgegen. Statt dessen: Eine Single-Kultur, in der die Triebe sich auf virtuelle Spiele, Karriereziele und Häckelzeug richten. Soziale und ökonomische Zwänge werden demnach als ursächlich für diese Entwicklung angesehen. Frauen würden für wechselnde Beziehungen oder gar sexuelle Abenteuerlust gesellschaftlich verurteilt werden.
Auch eine Körper- und Beziehungstherapeutin, die sich „Königin der Liebe“ nennt, gibt ihre Einschätzung ab: Zu ihr kommen Menschen, deren Begehren nur noch auf fiktive Charaktere gerichtet ist. Sie will ihnen beibringen, Hautkontakt schätzen zu lernen, Intimität und Nähe als etwas Angenehmes empfinden zu können. Das Gerede um den demografischen Wandel der Regierung bringe hingegen nichts. Man möchte sie in den Arm nehmen dafür. (dk)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!