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was fehlt ...... die Turntable-Frühförderung

Er trägt noch Windeln und lernt sprechen. An den Knöpfen und Reglern des Mischpultes hantiert Oratilwe Hlongwane, DJ Arch Jnr genannt, aber bereits wie ein Profi. Gekonnt dreht der zweijährige Südafrikaner den Bass raus, um ihn im richtigen Augenblick wieder reinzuschmettern und dabei die Arme in die Luft zu werfen. Die übergroßen Kopfhörer rutschen ihm fast vom Kopf, während er zum Beat mitnickt.

Online gestellte Handyvideos machten den Kleinen zum Youtube-Star, mittlerweile hat er über 25.000 Fans auf Facebook. Er tritt in Einkaufszentren auf und darf sich bereits über Sponsorenverträge freuen, von denen manch ältere DJs nur träumen. „Schuld“ an dieser Karriere ist offenbar sein Vater, ehrgeiziger DJ und Turnlehrer. Sein Ziel sei es gewesen, mithilfe von Bildungs-Apps die Erziehung seines Sohnes zu beschleunigen. Für sich selbst habe er eine DJ-App heruntergeladen. Die dann sein Sohn für sich entdeckte.

Deutschland muss jetzt nachlegen. Gerade Berlin hat einen Ruf als DJ-Hauptstadt zu verteidigen. Doch der demografische Wandel trifft die elektronische Musikszene hart: Die Größen der Branche altern. Man denke nur an Techno-Opas wie Westbam oder Sven Väth. Nun gilt es, in Sachen Nachwuchsförderung international nicht den Anschluss zu verlieren. DJ-Kurse im Kindergarten sind das Mindeste. Wir dürfen uns den Fader nicht aus der Hand nehmen lassen. (ap/maw)

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