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vorlauf kunstHarald Fricke schaut sich in den Galerien von Berlin um

Mit guten BVG-Anschlüssen schafft man die Tour in viereinhalb Stunden. Es geht aber auch einzeln: Im Vitra-Design-Museum die Möbel, im Bauhaus-Archiv die Lehre und im Alten Museum die Architektur. Die Berliner Institutionen haben sich Mühe gegeben, das Publikum nicht zu erschlagen mit dem Werk von Ludwig Mies van der Rohe. So bekommt man die Freischwinger, Liegen und Einrichtungsstücke, die der Baumeister zwischen 1927 und 1930 entworfen hat, im ehemaligen E-Werk am Prenzlauer Berg zu sehen; kann sich am Schöneberger Ufer Zeichnungen seiner Schüler anschauen; und wird schließlich an der Museumsinsel durch 20 Räume geschleust, in denen sich das „Neue Bauen“ als Zeichnung, Foto und Modell entfaltet. Damit ist die Geschichte Mies van der Rohes eng an die Modernisierungsschübe von Berlin geknüpft. Tatsächlich war Mies 1905 als 19-jähriger Steinmetz aus Aachen in die Hauptstadt gekommen, um auf den Spuren Schinkels Karriere zu machen. Das ist gut belegt mit den noch vom Klassizismus geprägten Villen, die er ab 1907 in Potsdam und Zehlendorf baute. Selbst für den Entwurf eines Bismarck-Denkmals arbeitete Mies van der Rohe 1910 nach den Vorbildern des 19. Jahrhunderts. Dagegen kamen seine ersten Hochhäuser nicht über Modelle hinaus. Wie viel ihm an der Realisierung gelegen haben muss, merkt man an einem 30 Stockwerke hohen gläsernen Gebäude für die Friedrichstraße, das er über sechs Jahre stets veränderte. Immerhin waren es neben den von ihm betreuten Bauausstellungen – etwa die Stuttgarter Weißenhof-Siedlung – vor allem diese Gebäudepläne, die ihn zum Star des International Style machten. Aber auch die Tugenthat-Villa in Brno oder der minimalistische Pavillon zur Weltausstellung in Barcelona 1929 sind noch heute absolut modern.

Anregungen: vorlauf@taz.deMorgen kommt Bühne

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