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vorlauf kunstBrigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um

Die Eröffnungen werden wieder dicht gepackt. Nicht nur zeitlich, sodass man am Wochenende gleich zehn neue Ausstellungen anschauen kann, sondern auch räumlich sind sie neuerdings eng zusammengerückt. Unter den S-Bahn-Bögen am Holzmarkt 15–18 und in der Zimmerstraße 11 finden sich je vier bis fünf Galerien auf kürzester Strecke. Die riesige Digitaluhr, groß wie ein Öltank, die Darren Almond bei Max Hetzler in der Holzmarkt-Dependance aufgebaut hat, kann einen also nicht schrecken. Jedenfalls nicht in dem Sinne, dass man glaubt, man müsste sich beeilen, um zu Atle Gerhardsen zu kommen, der gleich nebenan Carroll Dunham ausstellt. Sonst könnte die Uhr einen allerdings schon das Fürchten lehren, wenn sich die einzelnen Zylinder für die Ziffern mit einem lauten mahlenden Geräusch vorwärts bewegen. Die Zeittrommel wird von zwei großen Bildern von Sarah Morris flankiert, die die Rasterstruktur moderner Hochhäuser noch perfekter und noch glatter lackiert als jemals zuvor auf die zweidimensionale Fläche bringen: Der mächtige Rundbogenbau wird zu einem Andachtsraum der Modern Times ganz besonderer Art. Zwischen Holzmarkt und Checkpoint Charlie, also Zimmerstraße, war auch bei Contemporary Fine Arts in der Sophienstraße 21 die Zeit reif für ein Opening. Der junge Schweizer Urs Fischer hat im hinteren Galerieraum zwei Lehnstühle aufgestellt, die sich gegenseitig aufzufressen scheinen. Und weil diese dunkle Stuhlskulptur an einen inzwischen weithin bekannten, angebrannten Sessel erinnert, kurz: an die rasante Ausstellung von Sarah Lucas am gleichen Ort, scheint die Installation ein gutes Omen für eine weiterhin verwegene Ausstellungspraxis bei CFA zu sein. Wie Fischer über sein Material-Layering eine Tacheleswand zum Meer macht, ist dann eine schöne Erfahrung.

Anregungen: vorlauf@taz.de

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