piwik no script img

vorlauf bühne Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Dass ein Heim nicht bloß heimelig ist, lässt sich schon am Wort „wohnhaft“ erkennen, dessen Abgründe sich beim genauen Hinhören erschließen. Von einer Frau, die ihre Wohn-Haft nicht länger erträgt, handelt beispielsweise Ibsens Drama „Nora“, weshalb es als die Mutter aller Emanzipationsdramen gilt. Thomas Ostermeier, der sich immer wieder mit den Kehrseiten der Emanzipation befasst, in seinen Inszenierungen deren Niederschläge in uns immer halt- und heimatloser werdenden Zeitgenossen beleuchtet, hat sich nun der Ehegeschichte von Nora und Helmer angenommen: Premiere heute Abend an der Schaubühne. Dass Heimat ein variabler Begriff ist, davon kann Emine Sevgi Özdamar erzählen. „Die Deutschlandtür geht auf und gleich wieder zu“ heißt die fiktive Biografie der türkischen Schauspielerin und Schriftstellerin, die Pauline Boudry zusammenstellte und nun im Prater der Volksbühne inszeniert (ab Donnerstag). Von zugeschlagenen Deutschlandtüren handelt auch ein Soloabend bei den Friends Of Italian Opera, wo der New Yorker Broadway-Star George Bartenieff Victor Klemperer spielt. Zusamen mit Karen Malpede hat Bartenieff „I Will Bear Witness“ aus den Tagebüchern Klemperers zusammengestellt, in denen der deutsch-jüdische Literaturprofessor minutiös die am eigenen Leibe erlebten Umstände schildert, weshalb sich seit 1933 nicht mal Deutsche in Deutschland mehr richtig heimisch fühlen (ab Donnerstag). „Home is where my heart ist“ könnte das Motto der amerikanischen Performance-Künstlerin Lindy Annis sein, deren neues Programm „Shorts“ ab Donnerstag im Podewil zu sehen sein wird: fünf kurze melancholische bis tragische Stücke zu Musik von Jimi Hendrix bis Frieder Butzmann.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen