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verkehrsfusionS-Bahn-Surfer

Der Sommersenat wollte eigentlich bis zu den Neuwahlen nur das Nötigste tun. Regierungschef Klaus Wowereit (SPD) hat sich jetzt aber weit wie ein S-Bahn-Surfer aus dem Fenster gelehnt und strukturelle Entscheidungen angekündigt, die das Nahverkehrssystem nachhaltig verändern würden: die Fusion von BVG und S-Bahn. Das klingt zunächst verlockend.

Kommentarvon RICHARD ROTHER

Schließlich mag es wenig einleuchtend sein, warum es in einer Stadt zwei konkurrierende Nahverkehrssysteme und -unternehmen geben soll. Was Sparkommissar Wowereit aber besonders interessiert: Wie bei jeder Unternehmensfusion könnten die berühmten Synergieeffekte erzielt werden – das heißt Stellen abbauen, Verwaltung straffen, kurz: Kosten reduzieren. Die BVG-Subventionen könnten gesenkt werden.

Allerdings enstünde mit dem neuen Verkehrskonzern ein Unternehmen, das gegenüber der Stadt über noch mehr Macht verfügt als die BVG. Und an der hat sich schon manch Verkehrssenator in Sachen Tarifgestaltung die Zähne ausgebissen. Zudem sind so genannte Angebotsoptimierungen meist wenig kundenfreundlich. Bei der Deutschen Bahn AG, deren Tochter die S-Bahn ist, liegen schließlich Pläne in den Schubladen, lange BVG-Buslinien zu kürzen. Busse und Straßenbahnen würden die Rolle von Bahnzubringern spielen – lästiges Umsteigen wäre die Folge. Der öffentliche Personennahverkehr verlöre an Attraktivität und Kunden.

Wowereits neuer Koalitionspartner, die Grünen, jedenfalls lehnt die Fusionspläne ab. Die Grünen fordern mehr Konkurrenz und Vielfalt im Nahverkehr. In der jungen Beziehung kündigt sich der erste Streit an.

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