unterm strich:
Baden-Württemberg gibt Benin-Bronzen zurück
Während in Berlin noch diskutiert wird, hat sich Baden-Württemberg bereits entschieden: Die aus dem ehemaligen Königreich Benin geraubten Bronzen sollen an Nigeria zurückgegeben werden. Das Stuttgarter Linden-Museum erhält den Auftrag, konkrete Skulpturen und Reliefs für eine Rückgabe zu identifizieren und in Gespräche mit der nigerianischen Seite einzutreten, wie das Kunstministerium am Mittwoch mitteilte. Damit soll die in der Benin-Erklärung getroffene Verabredung zum Umgang mit Benin-Bronzen in deutschen Museen umgesetzt werden. Im Bestand des Linden-Museums befinden sich 78 Objekte aus dem ehemaligen Königreich Benin, darunter 64 Bronzen. Die Herkunft dieser Objekte ist laut Ministerium nicht in allen Fällen vollumfänglich aufklärbar. Aber man müsse davon ausgehen, dass diese zumindest weit überwiegend im Jahr 1897 während einer brutalen britischen Strafexpedition aus dem Palast des Königshauses Benin geraubt und anschließend zur Refinanzierung der Militäraktion versteigert wurden. Das Linden-Museum hat den größten Teil seiner Objekte aus Benin, dessen Gebiet im heutigen Nigeria liegt, bereits 1899 in Berlin erworben.
Unesco entzieht Liverpool den Welterbe-Titel
Der nordenglischen Hafenstadt Liverpool wurde der Status als Weltkulturerbe entzogen. Die Unesco entschied darüber am Mittwoch auf ihrer Sitzung in der chinesischen Stadt Fuzhou. In der Geschichte der Welterbekonvention von 1972 gab es erst zwei weitere Fälle, in denen einer Kultur- oder Naturstätte der angesehene Titel entzogen wurde. Wegen verschiedener Bauvorhaben, wie den „Liverpool Waters“, dem Bau von Hochhäusern, schlechtem städtebaulichem Management und einem geplanten Fußballstadion, war die maritime Handelsstadt bereits 2012 als „gefährdet“ eingestuft worden. In einem Unesco-Dokument hieß es, Liverpool habe längst den Charakter verloren, der zur Einstufung als Welterbe geführt habe. Vorherige Aberkennungen betrafen zuletzt 2009 das Dresdner Elbtal wegen der Errichtung der Waldschlößchenbrücke und 2007 Oman wegen der Verkleinerung des Wildschutzgebiets für seltene Arabische Oryx-Antilopen.
Verlorene Dürer-Grafik kehrt nach Bremen zurück
Über Usbekistan und Kanada ist Albrecht Dürers „Das große Pferd“ von 1505 nun in die Kunsthalle Bremen zurückgekehrt. Der Kupferstich, der im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen war, wird in der neuen Sonderausstellung „Hauptsache Dürer? Die Sammlung Klugkist“ gezeigt. Das Werk gelangte wohl über einen sowjetischen Soldaten in die zentralasiatische Republik Usbekistan, wurde dort verschenkt und gelangte später als Erbstück nach Kanada. Von dort aus habe der Besitzer es im Frühjahr an die Kunsthalle zurückgegeben.
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