unterm strich:
Der amerikanische Schauspieler Jason Robards ist tot. Zuletzt war er in Paul Thomas Andersons Film „Magnolia“ (1999) zu sehen, wo er einen totkranken schwerreichen alten Mann spielt, der auf dem Sterbebett endlich seinen Frieden findet und sich mit seinem verlorenen Sohn (gespielt von Tom Cruise) versöhnt. Robards hatte zwar nie einen so genannten Durchbruch, dafür wurde er zu einem von Hollywoods markantesten Nebendarstellern, der mit Vorliebe als väterlicher Typ bzw. Mentor besetzt wurde. So zum Beispiel in „Die Unbestechlichen“ („All the President‘s Men“), Alan J. Pakulas legendärem Watergate-Film von 1976 mit Robert Redford und Dustin Hoffman in den Hauptrollen. Robards spielte den energischen Chefredakteur Bill Bradley von der Washington Post, der die Strategie entwickelte, Richard Nixon als ersten Präsidenten der US-Geschichte zur Abdankung zu zwingen. Als graue Eminenz und beharrlicher Aufklärer war Robards der eigentlich beherrschende Impulsgeber des Films und erhielt für seine Darstellung auch prompt einen Oscar. Im Jahr darauf spielte er den Berühmten Krimiautor Dashiell Hammett in Fred Zinnemanns Film „Julia“ und erhielt wiederum den „Oscar“ als bester Nebendarsteller. „Ich sehe aus wie ein Kadaver“, sagte der abgebrühte und stets zum Understatement neigende Schauspieler gerne über sich selbst. Mit seiner hageren, fast asketischen Erscheinung hatte er als junger Mann im Show-Business in der Tat wenig Chancen. Erst in späteren Jahren wurde Robards an New Yorker Theatern entdeckt und später zum vertrauten Inventar unzähliger Hollywood-Filme. Am Broadway galt er als idealer Interpret von Eugene O’Neill. Dessen Stück „Der Eismann kommt“ war 1956 am Broadway der erste große Erfolg für Robards, der später vor allem in der Rolle des alkoholkranken Jamie Tyrone in O’Neills „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ gefeiert wurde. Sein Leinwanddebüt hatte Robards 1959 als ungarischer Freiheitskämpfer in dem eher peinlich-pathetischen Film „The Journey“. Es folgten Rollen in mehr als 50 Hollywood-Filmen, darunter in „Julius Cäsar (1970), „Melvin und Howard“ (1980), „The Good Mother“ (1988) und Jonathan Demmes Aids-Drama „Philadelphia“ (1993). In letzter Zeit wurde er häufig als Nebendarsteller in Action-Filmen engagiert („Der Staatsfeind). Jason Robards ist der Sohn des Schauspielers Jason Robards sr. und Vater des ebenfalls schauspielernden Jason Robards III. Er war vier Mal verheiratet, darunter in den 60er-Jahren auch mit Lauren Bacall. Robards starb am Dienstag im Alter von 78 Jahren an den Folgen einer Krebserkrankung.
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