unterm strich:
Da muss man einfach gratulieren, als Mensch, der einmal ein Gymnasium besucht hat: Werner Hilgemann, „Erfinder“ des dtv-Atlas Weltgeschichte, hat am Mittwoch seinen 80. Geburtstag begangen. Der gebürtige Münsteraner, der in Leipzig, Marburg und Münster Geschichte, Germanistik und Theologie studierte, arbeitete anschließend natürlich, was sonst, als Lehrer für Deutsch und Geschichte. Der erste dtv-Atlas Weltgeschichte erschien 1964. Zwei Jahre später kam der zweite Band heraus, der die Darstellung von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart fortführt. Inzwischen umfasst die Reihe 33 Einzeltitel unterschiedlichster Sachgebiete, die bislang mehr als 11 Millionen Mal über den Ladentisch gingen. Lizenzen wurden in 24 Länder verkauft.
Jetzt spricht zur Abwechslung mal nicht der Kulturstaatsminister, sondern es wurden die Kultusminister der Länder von dpa um Stellungnahmen gebeten: Sie erwarten vom neuen Minister Julian Nida-Rümelin neue Impulse vor allem bei der Rückführung von „Beutekunst“ und der europäischen Kulturförderung. Innenpolitisch solle der SPD-Politiker die Kulturhoheit der Länder – anders als sein Vorgänger Michael Naumann – uneingeschränkt respektieren und allen, man höre den christlich-katholischen Zungenschlag, zentralistischen Versuchungen widerstehen!
Die angestrebte Bundeskulturstiftung stieß auf wenig Gegenliebe. Nordrhein-Westfalens Kulturminister Michael Vesper appellierte an Nida-Rümelin, „die absolute Berlin-Lastigkeit“ seines Vorgängers aufzugeben. Nida-Rümelin übernehme „insofern eine schwierige Hypothek, als das Bund-Länder-Verhältnis belastet ist“. Dies zu entkrampfen, sei jetzt „eine entscheidende politische Aufgabe“.
Das erst unter Bundeskanzler Gerhard Schröder geschaffene Amt des Kulturstaatsministers wurde von den Ländern überwiegend als politisch sinnvoll bewertet. Nur Bayerns Kunstminister Hans Zehetmair meint, die Einrichtung des Bundeskulturbeauftragten sei überflüssig. Besonders interessant ist dabei die gedankliche Anknüpfung, die der Herrn Zehetmair da vollzieht. „Allerdings: Nur weil etwas überflüssig ist, muss es noch lange nicht aus dem Programm genommen werden, wie das Beispiel ‚Big Brother‘ beweist. Deshalb werden wir auch mit dieser Institution noch eine ganze Weile konfrontiert sein.“
Nach Ansicht von Thüringens Kunstministerin Dagmar Schipanski soll Nida-Rümelin den Gesprächsfaden aufnehmen, den Naumann mit Russland geknüpft habe.
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