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unterm strich

Nida mit Rümelin! Der Philosoph Robert Spaemann wirft dem frisch inthronisierten Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin (SPD) vor, mit seinen Ansichten zur Gentechnik im Widerspruch zur Verfassung zu stehen. In der heutigen Ausgabe der Wochenzeitung Die Zeit sagt Spaemann, wenn ein Minister sich gegen den ersten Artikel des Grundgesetzes in der Auslegung durch das Bundesverfassungsgericht ausspreche, dann gebe das Anlass zur Sorge. Nida-Rümelin hatte die Position des britischen Parlaments verteidigt, wonach das „therapeutische Klonen“ von Embryonen bis zum 14. Lebenstag erlaubt ist. Das bedeute keinen Verstoß gegen die Menschenwürde, weil diese an die „Selbstachtung“ des Individuums geknüpft sei, von einem solchen Bewusstsein aber bei Embryonen noch nicht die Rede sein könne. Spaemann kontert mit einem Satz aus der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts: „Wo menschliches Leben existiert, kommt ihm Menschenwürde zu; es ist nicht entscheidend, ob der Träger sich dieser Würde bewusst ist und sie selbst zu wahren weiß.“ Die Äußerungen Nida-Rümelins, so Spaemann, geben Anlass zu schlimmen Befürchtungen „für die rechtsstaatliche Ordnung und darüber hinaus für das Leben Tausender von Menschen, die (...) nur Gegenstand jener ‚Rücksicht‘ sind, die uns die Tierschutzgesetze für Schweine vorschreiben, ehe wir sie schlachten“. Ist da etwa eine neue Feuilletondebatte im Anmarsch? Was dem einen sein Sloterdijk, ist dem anderen sein Rümelinchen.

Der alte Fritz stand nicht nur auf Windhunde und lange Kerls, er hat’s auch besser gewusst. Denn Preußen, so Klaus-Dieter Lehmann, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, war ein vorbildliches Einwanderungsland. So seien etwa gezielt Holländer sowie Glaubensflüchtlinge aus Frankreich und aus dem Habsburgischen geholt worden, um fehlende Branchen anzusiedeln. Lehmann kritisierte, dass es heute beim Stichwort Preußen oft nur um die negativen Aspekte wie Militarismus und Beamtenstaat gehe. Okay, heute Abend zum Einschlafen wieder 100 Seiten aus dem Briefwechsel zwischen Voltaire und olle Fritz.

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