unterm strich:
Wenn Sie wissen wollen, wer die Goldene Palme in Cannes gewann, müssen Sie das Radio einschalten – zur Zeit unseres sonntäglichen Redaktionsschlusses wurde das Ding noch fieberhaft poliert, um später am Abend bei der Übergabe an den glücklichen Gewinner ordentlich zu blinken und blitzen. Bereits am Samstag jedoch wurden die nicht baumförmigen Preise verliehen, darunter der mit 250.000 Franc (knapp 75.000 Mark) dotierte Hauptpreis der Internationalen Woche der Filmkritik. Er ging an den jungen iranischen Regisseur Reza Mir-Karim für„Im Mondlicht“. Den ersten Preis der Kurzfilmjury und der Cinéfondation erhielt „Porträt“ von Sergej Luchischin aus der Ukraine. Ebenfalls ausgezeichnet wurde „Unloved“ des japanischen Regisseur Manda Kunitoshi.
Nicht dass wir hierzulande keine Preise zu verleihen hätten: In Berlin wurde gestern der in Klagenfurt lebende österreichische Autor Josef Winkler mit dem Alfred-Döblin-Preis 2001 geehrt. Die von Nobelpreisträger Günter Grass gestiftete Auszeichnung für unveröffentlichte und noch nicht fertiggestellte Manuskripte ist mit 25.000 Mark dotiert. Winkler, geboren 1953, wurde mit seiner Romantrilogie „Das wilde Kärnten“ (1979–1982) bekannt, zuletzt erschienen sein Roman „Domra“ (1996) und der Prosaband „Wenn es soweit ist“ (1998). Bei der Preisverleihung las er aus dem Manuskript „Natura morta“. Den mit 5.000 Mark verbundenen Alfred-Döblin-Förderpreis erhielt die junge Münchner Autorin Heike Geißler für „Rosa“. Und so fühlt sich ihr Leben hoffentlich derzeit auch an.
Der erste bundesweite Tag der Archive hat trotz seines staubigen Klangs viele Bundesbürger am Samstag ins Dunkle gelockt. Mehr als 20.000 Menschen sahen sich am Samstag in Stuttgart Akten und wertvolle Dokumente an, was „alle Erwartungen“ des dortigen Hauptstaatsarchivs übertraf. In Berlin beteiligten sich insgesamt 24 Stellen am Archivtag; unter dem Motto „Durchzug bei der Stasi“ auch das Archiv in Lichtenberg. Eine immer wieder gestellte Frage sei die nach der eigenen Akte gewesen, aber dafür bedarf es einer Voranmeldung und dann muss man die erst mal finden unter 180 Kilometer Akten in dem ehemaligen Zentralarchiv und seinen 13 Außenstellen.
Und nun etwas Heiteres, Lebensfrohes zum Schluss: In England ist das erste echte Big-Brother-Baby unterwegs. Zur großen Überraschung des Publikums, denn im Container waren Claire Strutton und Tom Mc.Dermott noch nicht so dicke. „They appeared to prefer the company of other housemates“, wie die BBC es mit englischer Vornehmheit ausdrückt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen