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Volle Deckung, Peymann tönt. Und zwar kritisiert der Intendant des Berliner Ensembles die Auswahl zum 39. Theatertreffen, das heute in Berlin startet. Da tobe sich eine „profilsüchtige Jury“ aus, die bestimmte Formen des Theaters von vornherein ausschließe. „Das grenzt ja schon an Zensur“, meinte Claus Peymann gestern in einem Interview der Berliner Seiten der FAZ. Manche der eingeladenen Inszenierungen seien ein Witz oder „organisiertes Laienspiel“. „Es ist eine Auswahl gegen Schauspieler, gegen die Sinnenlust“, sagte er. Aus Protest veranstaltet Peymann eine Art Gegenfestival mit einer Reihe von hochkarätigen Gastspielen, darunter Matthias Hartmanns Bochumer „Warten auf Godot“-Inszenierung mit Harald Schmidt. Schon lustig, was passieren kann, wenn Peymann wie in diesem Jahr beim Theatertreffen keine Berücksichtigung findet.

Jedenfalls: Das Schauspielhaus Zürich, großer Gewinner des diesjährigen Treffens, eröffnet das Theaterfestival also heute mit Stefan Puchers „Drei Schwestern“-Inszenierung. Nachdem das Theatertreffen im vergangenen Jahr als Festival der Altstars kritisiert worden war, hat die neue, fünfköpfige Jury aus Theaterkritikern dieses Mal vor allem junge, experimentierfreudige Regisseure eingeladen.

Neben Puchers Tschechow-Arbeit zeigt das Zürcher Schauspielhaus noch das Tanzstück „Alibi“ von Meg Stuart und den von Christoph Marthaler in Szene gesetzten Liederzyklus von Franz Schuberts „Die schöne Müllerin“. Als vierter Beitrag aus der Schweiz ist Henrik Ibsens „John Gabriel Borkman“ in der Regie von Sebastian Nübling vom Theater Basel zu sehen. Frank Castorf zeigt „Erniedrigte und Beleidigte“. Von der Berliner Volksbühne ist außerdem René Polleschs „Prater-Trilogie“ dabei. Die Münchner Kammerspiele kommen mit „Alkestis“ von Euripides in der Regie von Jossi Wieler sowie „Traum im Herbst“ von Jon Fosse in der Inszenierung von Luk Perceval. Das Staatstheater Stuttgart wurde mit „Thyestes“ von Hugo Claus nach Seneca (Regie: Stephan Kimmig) und das Schauspiel Hannover mit Shakespeares „Hamlet“ in der Inszenierung von Nicolas Stemann eingeladen.

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