unterm strich:
Allerlei Nachbeben der Entscheidung, das Berliner Stadtschloss wieder aufzubauen, beschäftigen die kulturellen Meldungen des Tages. So hat gestern die Arbeitsgruppe „Historische Mitte Berlin“ ihre Arbeit aufgenommen; schließlich wollen die Nutzungs- und Finanzierungskonzepte so eines 670 Millionen Euro teuren Neubaus umfangreich bedacht und beredet sein. Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin hat sich nun also der Sache angenommen. Derweil sind zwei interessante Wortmeldungen zu verzeichnen. Gestern sprach sich der profilierte Berliner Kunsthistoriker Tilman Buddensieg in der Welt dafür aus, die Sammlungen des Berliner Kunstgewerbemuseums in das dann wieder aufgebaute Stadtschloss zu verlegen, was man wohl nur begrüßen kann: Kunstgewerbe ist schließlich die gesamte Rekonstruktion der Barockfassade. Und heute wundert sich der US-Architekt Philip Johnson in einem Interview in der Zeit über die Deutschen. Anstelle einer Rekonstruktion des „groben“ und „unproportionierten“ Stadtschlosses wünsche er sich für Berlin „etwas Schöneres, das Staunen auslöst“. Wozu einem möglicherweise der Spruch von der FAZ neulich noch mal einfällt: Schlosshass ist Selbsthass, hatte es da doch wohl geheißen. Schlosshass ist Hässlichkeitshass, könnte man mit Philip Johnson hinterherrufen.
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