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Gestern wurde im Tessin das 55. Internationale Filmfestival von Locarno eröffnet. Fast 400 Filme verteilen sich auf Hauptprogramm, drei Retrospektiven und viele Nebenveranstaltungen. Seit der Aufwertung im Herbst letzten Jahres ist Locarno ein A-Festival und steht in einer Reihe mit Cannes, Berlin und Venedig. Der Präsident Marco Solari und die Direktorin Irene Bignardi haben 22 Filme für den internationalen Wettbewerb um den Goldenen Leoparden ausgewählt. Aus Deutschland sind Michael Hofmanns „Sophiiiie!“ und Iain Diltheys „Das Verlangen“ dabei. Mit den USA (vier Filme) und Frankreich (drei Filme) sind die großen Filmländer im Wettbewerb vertreten. Die Preisverleihung findet am 11. August statt. Die siebenköpfige Jury tagt unter dem Vorsitz des serbisch-französischen Produzenten Cedomir Colar. Den Ehrenleoparden erhält der amerikanische Regisseur und Schauspieler Sydney Pollack.

Auf der Piazza Grande, wo jeden Abend zwei Vorführungen geplant sind, war zur gestrigen Eröffnung Oliver Parkers Oscar Wilde- Verfilmung „The Importance of Being Earnest“ mit Colin Firth und Rupert Everett zu sehen. Als Ur- oder Erstaufführungen stehen Filme wie Gurinder Chadhas „Bend it Like Beckham“, „The Bourne Identity“ von Doug Liman mit Franka Potente und Matt Damon oder der Thriller „Insomnia“ von Christopher Nolan mit Al Pacino und Robin Williams auf dem Programm. Eine Retrospektive ist dem indischen Kino gewidmet (siehe taz vom 25. Juli), außerdem werden afghanische Filme gezeigt, die vor den Taliban versteckt worden waren, sowie Arbeiten des kanadischen Filmschaffenden Allan Dwan.

Rebecca Horns Rauminstallation „Konzert für Buchenwald“ aus dem Kulturstadtjahr 1999 ist seit gestern wieder in Weimar zu sehen. Die Arbeit gilt als wichtiger Beitrag für die Auseinandersetzung zeitgenössischer Kunst mit dem Holocaust. „Die Kunst hat sich in vergangenen Zeiten ungeheuer schwer getan und tut es noch heute mit den Ereignissen Mitte des vergangenen Jahrhunderts, mit Völkermord, Ausgrenzung und Verfolgung“, sagte Kulturstaatssekretär Julian Nida-Rümelin zur Wiedereröffnung im ehemaligen Weimarer Straßenbahndepot. Horns Arbeit konnte durch Spenden, unter anderem von der Bundeskulturstiftung und dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband, für die Stiftung Weimarer Klassik angekauft werden. Das „Konzert für Buchenwald“ zeigt auf einem Schienenstrang gestapelte zerstörte Geigen, Mandolinen und Gitarren, eine fahrende Lore und zwei Glasröhren, in denen elektrische Funken aufsteigen.

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