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Ach ja, die Alten. Vor ein paar Tagen hat der Haudegen und Rifle-Fan Charlton Heston erklärt, dass er keine Filme mehr drehen wird, weil er an Alzheimer leidet. Bei Franco Zeffirelli allerdings kann man sich über dessen Starrsinn ziemlich ärgern. Der italienische Regisseur, der mit seinem Film „Romeo und Julia“ 1969 für den Oscar nominiert war, boykottiert das Filmfestival von Venedig. Er werde die Premiere von „Callas Forever“, seine Hommage an die Operndiva Maria Callas, nicht auf dem in zwei Wochen beginnenden Festival vorstellen, berichteten italienische Medien gestern. Stattdessen soll der Film mit Fanny Ardant in der Hauptrolle am 16. September, dem 25. Todestag der Sopranistin, in Paris uraufgeführt werden. Doch die Gründe dafür sind schäbig: „Ich gehe nicht nach Venedig, weil mein Film nicht zu diesem Festival passt“, sagte der 79-jährige Zeffirelli, „da werden ja nur noch iranische und indische Filme gezeigt.“ Solche Äußerungen werden vielleicht Berlusconi freuen, von Zeffirelli hätte man dagegen mehr Weltoffenheit erwartet.

Ein Opfer der Regenkatastrophe: die Kultur. In Prag ist die Deutsche Buchhandlung von der Moldau überschwemmt worden. Nach Angaben des Vitalis-Verlags, der die Buchhandlung betreibt und in Tschechien deutschsprachige Bücher herausbringt, hatte das Personal in der Nacht zum Mittwoch fieberhaft versucht, Dämme gegen das Hochwasser zu errichten. Die Bemühungen seien jedoch vergeblich gewesen. Die zu Jahresbeginn komplett renovierte Buchhandlung stehe bis zur Decke unter Wasser, der gesamte Warenbestand sei vernichtet.

Für den seit 10 Jahren tätigen Vitalis-Verlag ist das schwerwiegendere Problem jedoch, dass der größte Teil seiner Lagerbestände in dem an die Buchhandlung anschließenden Verlagslager vom Wasser zerstört wurde. Auch die ebenfalls auf der Prager Kleinseite liegenden Verlagsbüros wurden laut den Informationen schwer in Mitleidenschaft gezogen. An dem Kafka-Plakat an der Eingangstür zögen „Schwäne und Enten vorbei“. Zu den Autoren bei Vitalis gehören die Kafka-Forscher Hartmut Binder und Jürgen Born, ferner Hugo Rokyta und Heinrich Pleticha.

Bereits am Sonntag ist der tschechische Collagekünstler und Dichter Jiri Kolar im Alter von 87 Jahren gestorben. Bekannt wurden seine grafischen Arbeiten bereits im Surrealismus der 30er-Jahre. Unter dem kommunistischen Regime wurde der Künstler in den 50er-Jahren wegen eines kritischen Textes neun Monate lang inhaftiert. Seit den 60er-Jahren hatte er in der ganzen Welt über 300 Ausstellungen und veröffentlichte zahlreiche Bücher.

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