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Man kann es ja vielleicht sogar nachvollziehen: Dieser Tage gib es viele Menschen, die in New York dieser Tage alles andere sehen wollen als eine Skulpur, die eine unbekleidete Frau nach dem Sprung aus dem brennenden World Trade Center genau in jenem Moment darstellt, als sie kopfüber auf dem Boden aufschlägt. Nach heftiger Kritik in der Öffentlichkeit ist dort die bildhauerische Darstellung eines Opfers der Terroranschläge vom 11. September jetzt mit einem Sichtschutz umgeben worden. Dann wurde sie vom Gelände vor dem Rockefeller Center abtransportiert. „Wir bedauern, wenn jemand durch die Ausstellung der Skulptur in seinen Gefühlen verletzt wurde“, erklärte eine Sprecherin des Centers.

Der Bildhauer Eric Fischl sagte zu seiner „Tumbling Woman“: „Die Skulptur war nicht dazu gedacht, irgend jemanden zu kränken. Sie ist ein ernster Ausdruck der tiefen Sympathie für die Verletzbarkeit des Menschen.“ Die öffentliche Empörung war durch einen Kommentar in der Boulevardzeitung New York Post ausgelöst worden. Das Werk sei keinesfalls dazu angetan, die Toten zu ehren, hieß es darin. Kunstkritiker äußerten die Ansicht, dass es wahrscheinlich noch zu früh für Versuche sei, die Tragödie des 11. September auf diese Art zu verarbeiten. Andererseits hatten US-Fernsehstationen im Vorfeld des ersten Jahrestages der Anschläge immer wieder Videoaufnahmen von Menschen gezeigt, die in ihrer Verzweiflung aus dem World Trade Center in den Tod sprangen.

Fischl hatte sich in seinem Schaffen schon frühzeitig mit der Schwierigkeit beschäftigt, bedrückende Erfahrungen in Bilder und Skulpturen umzusetzen. Er wandte sich Themen wie Alkoholismus und Vulgärsex zu. Bekannt wurde er Ende der 70er-Jahre mit einer Ausstellung von Bildern über „psycho-sexuelle Vorstadtdramen“ in der Edward Thorp Gallery.

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