unterm strich:
Vor zwei Wochen erhielt der kanadische Schriftsteller Yann Martel den britischen Booker-Preis – nun wird er des Plagiats verdächtigt. Sein Buch „The Life of Pi“ lehne sich stark an einen älteren Roman des Brasilianers Moacyr Scliar an, berichtete die New York Times. In Scliars „Max and the Cats“ überlebt ein jüdischer Jugendlicher einen Schiffbruch und findet sich neben einem Panther im Rettungsboot wieder. Bei Martel ist der Überlebende des Schiffbruchs ein junger Inder, der sich mit einem Tiger das Rettungsboot teilt. Martel gibt bereitwillig zu, sich von Scliars Buch inspiriert haben zu lassen. Allerdings habe er „Max and the Cats“ nie gelesen. Vielmehr sei er durch eine Buchbesprechung von John Updike auf den Inhalt aufmerksam geworden. Eine Updike-Rezension von Scliars Roman habe es aber nie gegeben, schreibt die New York Times. Derweil äußerte sich der 65-jährige Brasilianer Scliar in Rio de Janeiro überrascht über den Vorgang. „Ich habe gemischte Gefühle“, sagte er. „In gewisser Weise empfinde ich es als Kompliment, dass ein anderer Schriftsteller meine Idee gut genug fand, um sie auszuschlachten.“ – „The Life Of Pi“ ist Martels drittes Buch. Er selbst beschreibt es als „einen Roman, der Sie an Gott glauben lassen wird“. – Gott würfelt also tatsächlich nicht, er schreibt einfach ab.
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