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transitstationAus aller Welt in alle Bezirke

Die meisten Ökoweine Berlins kommen über Rebgarten in die Regale

Bevor ein Wein ins Glas plätschert, hat er in der Regel einen langen Weg hinter sich. Besonders an der Spree, fernab aller Reblagen, wird der Wein von Geschäften entweder im großen Stil direkt beim Weingut geordert oder gelangt über einen Importeur ins Regal.

Der Rebgarten in Berlin ist so eine Zwischenstation, in diesem Fall für Ökoweine. Kaum ein Bioladen in der Stadt bezieht seine Weine nicht vom Kreuzberger Betrieb am Mehringdamm. Dort, vor allem aber in einem Treptower Außenlager, warten rund 350 verschiedene Ökoweine auf Abnehmer. Nicht immer liefen die Geschäfte in den 16 Jahren seit Geschäftsgründung so rosig wie heute. „Früher musste man die Produzenten von Ökoweinen mit der Lupe suchen“, weiß Mitinhaber Dieter Borchers noch. Entweder waren die alternativen Winzer ungeübt im Vertrieb oder die Qualität stimmte nicht. Saure, unausgegorene Weine vermiesten das Öko-Image in den 80er-Jahren ganz erheblich, weshalb eigentlich nur ganz hartgesottene Bioladenbesucher Wein aus kontrolliertem Anbau kauften.

Erst seit den Weinpanschskandalen Ende der Achzigerjahre begann auch für den Rebgarten der Aufschwung. Immer öfter kamen qualitativ hochwertige Ökoweine auf den Markt, die Nachfrage stieg sprunghaft. Mittlerweile mischen Weine aus kontrolliertem Anbau bei fast allen Weinwettbewerben mit und heimsen reihenweise Preise ein. Auch die Ökowinzer sind marketingtechnisch professioneller geworden, weshalb sich Borchers und sein Kompagnon Rainer Dieringer oft vor Pressematerial und Imagebroschüren von den einzelnen Weingütern kaum noch retten können. Interessante Weine entdecken die Geschäftsinhaber entweder auf Messen oder beim Winzer direkt. Viele Produzenten klopfen aber auch mit einer Probierkiste am Mehringdamm an. Unter den Winzern hat sich längst herumgesprochen, dass Berlin ein lukrativer Absatzmarkt für Weine ist. Und wer vom Rebgarten vertreten wird, hat gute Chancen, innerhalb kürzester Zeit seine Flaschen in vielen Naturkostläden der Stadt wiederzufinden.

Probleme bereiten den Rebgarten-Mitarbeitern derzeit die Überseeweine. „Die sind entweder zu teuer oder nicht gut genug“, so Borchers. Winzer aus Australien, Südafrika oder Chile scheinen dem Ökoanbau noch nicht genug zu vertrauen. Aber auch ohne das außereuropäische Angebot kann sich die Auswahl im Rebgarten sehen lassen. Hochwertige Chianti stehen im Kellerladen Spalier neben Prosecco, Riesling, Tempranillo und Bordeaux, alles aus ökologischem Anbau. Kunden bekommen dort auch einzelne Flaschen, geliefert wird ab 150 Mark Warenwert in ganz Berlin.

CHRISTINE BERGER

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